Design trifft auf Natur: Was sind das für komische Stühle?

Dresden - Die Winterpause ist vorbei, Park und Schloss Pillnitz öffnen wieder für die Öffentlichkeit. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und die Staatliche Schlösserverwaltung (SBG) stellen zum Saisonbeginn vier Ausstellungen vor, die unterschiedlichste historische Zeitpunkte thematisieren und Schnittstellen zwischen Kunst und Natur in den Blick nehmen.

Eindeutig Jugendstil: In einer audiovisuellen Medieninstallation des Künstlers Stefan Ihmig werden verlorengegangene Monumentalmalerei-Werke von Ludwig von Hofmann wieder lebendig.
Eindeutig Jugendstil: In einer audiovisuellen Medieninstallation des Künstlers Stefan Ihmig werden verlorengegangene Monumentalmalerei-Werke von Ludwig von Hofmann wieder lebendig.  © Eric Münch

Während SBG-Geschäftsführer Christian Striefler (62) in den kommenden Jahren verstärkt mit drei G's (Garten, Geschichte und Gestaltung) operieren will, verweist SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (59) auf die gemeinsame Vernetzungsoffensive: "Wir wollen auf das Feedback der Garten-Besucher reagieren, die sonst nicht unbedingt in die Museen gehen."

Wie könne man sie in die Häuser locken, in denen drängende Fragen zwischen Kunst und Natur behandelt werden?

Thomas Geisler (50), Direktor des in Pillnitz beheimateten Kunstgewerbemuseums, will zeigen, wie es geht: "Die Saisoneröffnung ist für uns wie eine platzende Knospe."

Dresden: Dieses Liebespaar steht in Dresden gemeinsam auf der Bühne - und verliebt sich erneut!
Dresden Kultur & Leute Dieses Liebespaar steht in Dresden gemeinsam auf der Bühne - und verliebt sich erneut!

Was steht an?

"Monumental!" - Der Maler Ludwig von Hofmann

Im Wasserpalais lebte eins Ludwig von Hofmann. Seine Werke werden jetzt in Pillnitz gezeigt.
Im Wasserpalais lebte eins Ludwig von Hofmann. Seine Werke werden jetzt in Pillnitz gezeigt.  © Steffen Füssel

Der Maler, Grafiker und Illustrator Ludwig von Hofmann (1861-1945), Professor für Monumentalmalerei, hat in seinen letzten Jahren im Wasserpalais von Schloss Pillnitz gelebt und gearbeitet. Er gilt als Kulturreformer und Wegbereiter der Moderne.

"Das Denken in großen Flächen und das Wandern der Augen an seinen Arbeiten ist Hofmanns Werken eingeschrieben", so Dirk Welich (58), SBG-Bereichsleiter Museen.

Einige monumentale Wandgemälde sowie Zeichnungen sind im Original zu sehen, verlorene Werke in großflächiger multimedialer Projektion.

Sonngard Marcks: Bleibt anders!

Ein imaginiertes Ökosystem auf Porzellan wird im Watteau-Saal des Bergpalais ausgestellt.
Ein imaginiertes Ökosystem auf Porzellan wird im Watteau-Saal des Bergpalais ausgestellt.  © Max Patzig

Im Watteau-Saal des Bergpalais krabbelt und flattert es: Zum 275. Jubiläum der Manufaktur Fürstenberg hat die Porzellankünstlerin Sonngard Marcks eine lebendig-blumige Tafel-Installation zur Artenvielfalt erstellt.

Auf den Tellern, Vasen und Schüsseln, für die sie auch nach eigenen Worten "tief in die Scherbenkiste" gegriffen habe, tummeln sich Raupen, Schmetterlinge (teils aus geschnittenem Zeitungspapier), Schnecken, Blumen, Pilze oder Erbsenschoten und Spiegeleier.

Eine kleine, aber feine Präsentation, sowohl Augenweide wie imaginiertes Ökosystem auf Porzellan als Pendant zur "Pflanzenfieber"-Schau.

PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West

Entwürfe, Werke, Werbung: Welche Kunststoffmöbel zwischen Ost und West in den 70ern schick waren, zeigt die Design-Schau "PURe Visionen".
Entwürfe, Werke, Werbung: Welche Kunststoffmöbel zwischen Ost und West in den 70ern schick waren, zeigt die Design-Schau "PURe Visionen".  © Eric Münch

Die bereits 2023 gestartete Schau "Pflanzenfieber" wird 2024 modifiziert fortgesetzt, sie steht als Vision der Überwindung des fossilen Zeitalters der neuen Kunststoff-Schau gegenüber.

Diese zeigt - in modularem System aufgebaut - im Wasserpalais die wenig beachtete, facettenreiche Design- und Herstellungsgeschichte von Möbeln aus Polyurethan (PUR), die mit "Garten-Ei" oder "Z-Stuhl" von den 60er- bis 80er-Jahren als identifikationsstiftende Ikonen der Ostmoderne gelten - obwohl die Entwürfe oft aus der BRD stammten. So wird auch die kulturelle Transformation zwischen Ost und West beleuchtet.

Das Gewerbemuseum ruft dazu auf, Fotos von und mit PUR-Möbeln, Postkarten oder persönlichen Erinnerungen einzureichen: kunstgewerbemuseum@skd.museum.

Recycling und der heutige Umgang mit Plastik beenden den Austellungsreigen.

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Eric Münch

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