Sehbehinderter Fotograf Justus Steinfeldt: Erstmals werden meine Bilder ausgestellt
Dresden - Er ist sehbehindert, nimmt die Welt mit einem Sehvermögen von nur 20 Prozent wahr. Durch sein Handicap hat Justus Steinfeldt (22) aber auch seine große Leidenschaft entdeckt - die Fotografie. Eine Ausstellung zeigt jetzt erstmals Werke des Dresdners.
Steinfeldt kam mit grauem Star auf die Welt. Im Alter von zehn Wochen entfernten Ärzte seine Augenlinsen. Mit speziellen Kontaktlinsen erreicht er etwa ein Fünftel der Sehschärfe, die ein gesundes Auge schafft.
"Ich sehe kaum scharf und nur zweidimensional. Es ist ein wenig so, als würde man durch mehrere Folien blicken", sagt Steinfeldt. Mühsam kann er Texte mit einer Brille (plus 20 Dioptrien) lesen.
Der Dresdner lernte schnell, seinen Alltag mit Hilfsmitteln zu meistern. In der Schule saß er in der ersten Reihe, schrieb nicht in einen Hefter, sondern auf einem Laptop. Denn der ermöglicht es, Inhalte wie Bilder oder Schrift digital zu vergrößern.
Auch brachte er eine Kamera mit in die Klasse, fotografierte Tafelbilder ab. "Dadurch entwickelte sich auch mein Interesse an Fotografie." Nach dem Unterricht ging er raus, fotografierte Weinhänge, Elbe, Kirchen.
Steinfeld wird bald ein Studium in Mediendesign beginnen
Steinfeldt machte sein Abi am Gymnasium Bühlau, fotografierte für den Elbhangkurier. "Grundsätzlich sehe ich nicht so viele Details, erkenne aber Formen gut. Und das sollen meine Fotos widerspiegeln. Wie ich die Welt abstrakt wahrnehme."
Die Weinbergkirche stellt jetzt zum Elbhangfest sogar seine Werke aus: Bis Herbst hängen Steinfeldts Fotografien, die er in Israel gemacht hatte, an Wänden und Emporen des Kirchenhauses. "Eine Bereicherung, über die wir uns sehr freuen", so Matthias Lugenheim (50), Chef der Interessengemeinschaft Weinbergkirche Pillnitz.
Im Oktober fängt Steinfeldt ein Mediendesign-Studium an, will Fotografie und Gestaltung zu seinem Beruf machen. Wie er seinen Alltag mit Sehbehinderung meistert, gibt er auch an die Blindenschule Chemnitz weiter, die ihn zur Schulzeit betreut hatte. "Es freut mich, wenn ich andere mit meiner Geschichte motivieren kann."