E. T. A. Hoffmanns "Der Sandmann" im Kleinen Haus: Multimediale Schauermär

Dresden - Student Nathaniel ist seit seiner Kindheit von einer Spukfigur besessen, die ihn in Wahnsinn und Tod treibt. E. T. A. Hoffmanns Schauer-Erzählung "Der Sandmann" aus dem Jahr 1816 ist ein zentrales Werk der "schwarzen" Romantik.

Theatrale Collage: Friederike Bernhardt (eine von vier Olimpias) und Jonas Holupirek (Nathaniel) in Projektion. Torsten Ranft (r.) verschiebt die Wände.
Theatrale Collage: Friederike Bernhardt (eine von vier Olimpias) und Jonas Holupirek (Nathaniel) in Projektion. Torsten Ranft (r.) verschiebt die Wände.  © Sebastian Hoppe

Regisseur Sebastian Klink inszeniert den Stoff im Kleinen Haus des Staatsschauspiels als multimedial aufgemotzte Text-Rezitation.

Die fiebrige Geschichte wird in langen Monologen vorgetragen. Zuschauern, die nicht mit dem Text vertraut sind, dürfte das den Zugang erschweren.

Zumal weitere Textfragmente eingebaut wurden, von Nietzsche oder Bert Papenfuß, dazu das Langgedicht "Der Rabe" von Edgar Allan Poe.

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Was an interagierenden Spielszenen meist fehlt, soll eine Live-Kamera wettmachen, die bleichen Gesichter der Darsteller werden auf Leinwände projiziert.

Darüber liegt bedrohliche Musik, mal elektronisches Brummen, mal das feine Klavierspiel der Live-Pianistin Friederike Bernhardt.

Bild und Ton schaffen zusammen eine schön unheimliche Atmosphäre, ganz im Geiste von Hoffmanns groteskem Nachtstück. In dessen Zentrum steht die Zerrüttung von Nathaniels Geist, symbolisiert von verzerrten Streifen-Perspektiven auf beweglichen Wänden.

E. T. A. Hoffmanns "Der Sandmann" wird im Dresdner Staatsschauspiel inszeniert

Überzeugend agiert das Ensemble, allen voran die beeindruckend angsteinflößende Nadja Stübiger als Wetterglashändler Coppola und Advokat Coppelius sowie der verletzlich-sinister aufspielende Torsten Ranft (Professor Spalanzani) mit grauer Lockenmähnen-Perücke.

Stark auch Ensemble-Neuzugang Jonas Holupirek als zwischen Furcht und Ironie pendelnder Nathaniel. Die theatrale Collage kann da als Ganzes nicht mithalten.

Titelfoto: Sebastian Hoppe

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