Ehrenamtler aus Leidenschaft: Jürgen (Urge-)Stein ist seit fast 50 Jahren Trainer

Dresden - Die Helden hinter den Kulissen. Sie bewegen Dresden - jeden Tag, mit Herz, Einsatz und Leidenschaft. Das sportliche Vereinsleben der Stadt wäre ohne Ehrenamtliche undenkbar. Es sind Menschen, die anpacken, organisieren und andere begeistern - alles ohne ein Gehalt. TAG24 und der StadtSportBund Dresden bringen sie in die Öffentlichkeit, die heimlichen Heldinnen und Helden des Vereinssportes. Auch Lust, mitzumachen? Lasst Euch inspirieren und meldet Euch beim Stadtsportbund.

Jürgen Stein (68) ist schon ein alter Hase.
Jürgen Stein (68) ist schon ein alter Hase.  © Thomas Türpe

Wenn Leidenschaft ein Gesicht hätte, dann wäre es wohl seines. Jürgen Stein ist so einer, der einfach nicht aufhören kann. Nicht, weil er muss - sondern weil er will. Seit fast einem halben Jahrhundert steht der 68-Jährige als Trainer auf der Leichtathletik-Bahn.

"Einfach von heute auf morgen alles fallen lassen, das geht nicht", sagt Stein. "Ich habe hier Freunde, Verantwortung, und die Nachfrage ist ungebrochen." Und das merkt man. Wer ihn kennenlernt, spürt sofort: Dieser Mann lebt für den Sport.

Schon als junger Athlet, damals noch in Rostock, war Stein ehrgeizig. Seine wahre Berufung fand er jedoch als Trainer. 1976 machte er seinen Trainerschein, 1988 startete er so richtig durch und seit 1990 gehört er zu seinem jetzigen Verein, dem Postsportverein Dresden. Dort ist der 68-Jährige längst eine Institution.

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40 Jahre lang war er beim Militär - ein Job, der vieles forderte. "Da war es mit Feierabend auch nicht immer so einfach." Trotzdem ging es nach der Arbeit zum Training. "Wenn ich von der Arbeit kam, war ich gedanklich voll auf den Sport fokussiert. Heute frage ich mich manchmal, wie ich das damals geschafft habe."

Stein arbeitet gern mit den Kindern und Jugendlichen zusammen.
Stein arbeitet gern mit den Kindern und Jugendlichen zusammen.  © Thomas Türpe
Trainiert wird aktuell in der Leichtathletik-Halle des DSC.
Trainiert wird aktuell in der Leichtathletik-Halle des DSC.  © Thomas Türpe

Jürgen Stein beeindruckt mit seinem Engagement nicht nur Kollegen

Einige Übungen macht er vor und auch mit.
Einige Übungen macht er vor und auch mit.  © Thomas Türpe

Seit 2023 ist Stein Rentner. Er verbringt jeden Tag rund vier Stunden allein mit seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten, organisiert Wettkämpfe, betreut Trainingsgruppen und kümmert sich um Trainingslager. "Ich bin ja nicht nur Trainer, sondern auch Abteilungsleiter. Manchmal nehmen wir uns mehr Zeit für den Sport als für die Familie."

Sein Engagement beeindruckt nicht nur Kollegen, sondern auch Weggefährten. "Er ist sicherlich einer der engagiertesten Trainer, mindestens mal im Dresdner Raum, ich würde sogar sagen, in ganz Sachsen", schwärmt Prof. Dr. Hartmut Grothkopp (74), Präsident des Leichtathletik-Verbandes Sachsen und langjähriger Freund.

"Er ist seit Jahrzehnten im Einsatz, ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und wird von allen geschätzt. Da gibt es wirklich wenige Leute, die sich in der jetzigen Zeit noch so engagieren."

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Was ihn persönlich antreibt? Die Menschen. "Wenn man mit Sportlern einen Weg zu Erfolgen gegangen ist, entsteht ein Anspruch. Diese Freude, wenn sie selbst merken: 'Ich hab's geschafft', das ist unbezahlbar", so Stein.

Vieles hat sich über die Zeit geändert

Die Leidenschaft sieht man ihm an.
Die Leidenschaft sieht man ihm an.  © Thomas Türpe

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein früherer Schützling. Er trainierte Martin Grothkopp, als der ein Kind war. Später wurde er als Anschieber Olympiasieger im Bob.

Doch er weiß auch, dass sich vieles über die Zeit geändert hat. "Heute wollen einige Eltern ihre Kinder nur zur Freizeitbeschäftigung abgeben, ohne dass es Ziele gibt. Manche Eltern sehen uns Trainer auch oft als selbstverständlich an, aber das ist nicht so einfach."

Für das Ehrenamt wünscht er sich mehr Anerkennung, auch ganz konkret: "Wenn man 25 Jahre ehrenamtlich tätig ist, sollte es vielleicht mit Rentenpunkten gewürdigt werden. Darüber habe ich schon mal nachgedacht."

Denn eines ist klar: Ohne Ehrenamtler funktioniert es im Sport einfach nicht.

Postsportverein hält Große und Kleine fit

Auch Jürgen Stein trägt das Wappen des Postsportverein Dresden e. V. auf der Brust.
Auch Jürgen Stein trägt das Wappen des Postsportverein Dresden e. V. auf der Brust.  © Postsportverein Dresden e. V.

Der Postsportverein Dresden e. V. gehört seit einem Jahrhundert zum Dresdner Sportleben.

1925 gegründet, hat der Verein mittlerweile über 1600 Mitglieder, darunter 740 Kinder und Jugendliche.

Fußball, Volleyball, Leichtathletik, Synchronschwimmen oder Rollkunstlauf - in insgesamt 14 Abteilungen wird der unterschiedlichste Sport betrieben.

Trainiert wird in städtischen Sporthallen und Schwimmhallen im gesamten Stadtgebiet - besonders in Striesen, Gorbitz und Johannstadt.

Auch die Senioren kommen nicht zu kurz: Rund 250 Mitglieder der Gruppe "Ü60" halten sich im Verein fit.

Nachwuchs dringend gesucht

Ohne Ehrenamtliche läuft nichts. Der Stadtsportbund Dresden setzt sich dafür ein.
Ohne Ehrenamtliche läuft nichts. Der Stadtsportbund Dresden setzt sich dafür ein.  © Stadtsportbund Dresden e.V.

Unter dem Dach des StadtSportBundes Dresden (SSBD) sind rund 390 Vereine mit über 127.000 Mitgliedern vereint. Doch ohne Ehrenamtliche läuft nichts.

Um dieses Engagement zu stärken, können Vereine ihre Helfer mit der Ehrenamtspauschale von 840 Euro im Jahr steuerfrei honorieren.

Trotzdem fehlt vielerorts der Nachwuchs: Immer weniger Menschen übernehmen freiwillig Verantwortung im Sport.

Um das Engagement zu würdigen, hat TAG24 zusammen mit dem SSBD diese Serie entwickelt.

Auf seiner Website finden Interessierte über eine Ehrenamtsbörse passende Aufgaben in Dresdner Sportvereinen. Alle weiteren Infos gibt es hier: ssb-dresden.de.

Titelfoto: Thomas Türpe

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