Expo 2025 in Osaka: Zwei Sächsinnen sind bei der Weltausstellung mit dabei

Osaka (Japan) - Die Weltausstellung Expo 2025 begann vor wenigen Tagen in der japanischen Millionenmetropole Osaka. Mehr als 160 Länder, Regionen und internationale Organisationen präsentieren dort ihre Ideen zum Expo-Motto "Designing Future Society for Our Lives" (Die zukünftige Gesellschaft für unser Leben gestalten). Deutschland besitzt einen eigenen Pavillon. Dessen Kulturprogramm bereichern zwei sächsische Künstlerinnen: Yini Tao (46) aus Dresden und Irene Wieland (56) aus Radebeul.

Die Künstlerinnen Yini Tao (46, l.) aus Dresden und Irene Wieland (56) aus Radebeul in der Dresdner Neustadt. Gemeinsam bereichern sie das deutsche Kulturprogramm auf der Weltausstellung Expo 2025 in Osaka (Japan).  © Thomas Türpe

"Yini hat die Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Pavillons ko-kuratiert. Ich habe auf der Expo an einem Künstler-Talk teilgenommen. Während dieser Gesprächsrunde liefen Filme auf metergroßen Bildschirmen, die mich beim Arbeiten im Atelier und meine Werke gezeigt haben. Im Herbst sind weitere Veranstaltungen dieses Formates geplant", erzählt Irene Wieland.

Ihre Augen strahlen beim Berichten. Yini Tao sitzt neben ihr, nickt, lächelt. Die beiden Künstlerinnen verbindet seit fast einem Jahrzehnt eine spürbar innige Freundschaft. Die gemeinsame Leidenschaft für die Kunst und Kultur Japans und ihre Zusammenarbeit für die Weltausstellung haben ihre Vertrautheit noch vertieft.

Yini Tao, die mit dem Dresdner Maler Rao Fu verheiratet ist, lacht herzlich: "Unsere Japan-Liebe entflammte 2023." Damals betreute Tao die erste Ausgabe des Ausstellungsprojekts "Log Book" auf Okinawa. Das dreht sich um den künstlerischen Annäherungsprozess von deutschen und japanischen Künstlern. "So wie Seefahrer haben wir die Annäherung in Form eines kreativen Tagebuchs dokumentiert", erklärt sie.

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2024 eröffnete ihr dann ein großzügiger japanischer Kunstsammler die Möglichkeit, ein traditionelles Wohnhaus in Osaka zu nutzen. Der Mäzen widmete das zweistöckige Gebäude dem kulturellen Austausch der Kunstszenen von Dresden und Osaka. Yini Tao übertrug er es, dem Projekt "Kunsthaus am Fluss" Leben zu geben.

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Blick in das "Kunsthaus am Fluss" in Osaka. Das Gebäude liegt in einem ruhigen Wohnviertel. 60 Jahre lang war es einst das Zuhause einer Schriftstellerin.  © privat
Expo-Besucher im deutschen Pavillon verfolgten aufmerksam den Künstler-Talk, der mit viel sächsischem Input dort überzeugte.  © privat

Beide Frauen verspüren eine tiefe Verbindung zu Japan

Irene Wieland hatte nach Japan ihre Querflöte mitgenommen. Beim Besuch eines Jazzclubs in Osaka improvisierte sie spontan mit einheimischen Musikern.  © privat

"Während der Expo dient das Kunsthaus als offizieller Ausstellungsort des deutschen Pavillons außerhalb des Expo-Geländes. Nach der Weltausstellung wird es als langfristige Residenz für deutsche Künstler in Japan fungieren", so die international erfahrene Kuratorin. Ihr großes Ziel ist es, "Fenster zu öffnen" in beide Kulturkreise.

Irene Wieland: "In den vergangenen Monaten haben wir Japan mehrmals bereist. Auf den ersten Blick unterscheiden sich unsere Kulturen sehr. Beim Eintauchen in den japanischen Alltag haben wir aber festgestellt, dass es sehr viel Gemeinsames und Verbindendes gibt."

Im Land der aufgehenden Sonne wird altes Handwerk auch gepflegt und geschätzt. Tugenden wie Fleiß, Gründlichkeit und Pünktlichkeit stehen dort hoch im Kurs. Ebenso Deutsche Klassik, Musik.

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Schwärmerisch erinnern sich die beiden Frauen an herzliche Begegnungen in Tempeln, Museen oder auf Flohmärkten. Unvergesslich sind für die Radebeulerin Jamsessions mit Jazzmusikern in einer Bar von Osaka. "Ich hatte meine Querflöte dabei und wir haben spontan zusammen musiziert und improvisiert", so Wieland.

Die Künstlerinnen elektrisiert der Gedanke, bald wieder nach Fernost aufzubrechen. Doch zuerst liegt Arbeit vor ihnen: 2026 wird es einen deutsch-japanischen Kultursommer im Roten Haus in Moritzburg geben. Den wollen sie gemeinsam organisieren.

Tipp: Ab Ende November wird in der Städtischen Galerie Radebeul Part III der "Log Book"-Ausstellung zu sehen sein.

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Beim Tag der Niederlande trat im Mai auf der Expo eine Inklusionstanzgruppe auf.  © IMAGO/Kyodo News

Yini Tao

Yini Tao erblickte in Kunming (China) das Licht der Welt. Sie studierte Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und war bis 2009 Meisterschülerin bei Lutz Dammbeck.

Seit 2011 ist sie als freischaffende Künstlerin und Kuratorin in Dresden tätig. Ihre künstlerischen Arbeiten lenken den Blick auf die Verbindungen zwischen zeitgenössischer europäischer und asiatischer Kunst. Dabei verbindet sie surrealistische Elemente mit Performance und Kommunikation.

Yini Tao mit "Circular" im Deutschen Expo-Pavillon. Das smarte Maskottchen übernimmt dort die Funktion des Audioguides und Wegweisers.  © Imago

Irene Wieland

Irene Wieland wuchs in einer Künstlerfamilie in Unterfranken auf. Sie hat Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main studiert. Radebeul ist seit knapp drei Jahrzehnten der Mittelpunkt ihres Lebens und Schaffens.

Die Künstlerin ist spezialisiert auf Zeichnungen mit der Rohrfeder und den Cutterschnitt. Gegenwärtig werden im historischen Vogelsaal vom Weinbaumuseum Hoflößnitz eine Installation mit klassischen Scherenschnitten aus Filz ausgestellt. Bekannt geworden ist Wieland durch große Stahlskulpturen - zum Beispiel in der Kunsthofpassage (Dresden).

Irene Wieland mit dem Begleitbuch zur Schau "Sehnsucht nach dem Paradies" in Hoflößnitz. Dort kann man auch das Original dieses Filz-Scherenschnittes bewundern.  © Thomas Türpe
Der "Grand Ring" umgibt das Expo-Gelände in Osaka. Das Bauwerk rühmt sich, die größte Holzkonstruktion der Welt zu sein.  © IMAGO/Kyodo News

23 Millionen Gäste werden auf der Expo 2025 erwartet

Der Deutsche Expo-Pavillon besteht aus mehreren kreisrunden Holzbauten, deren Flachdächer begrünt sind.  © Imago

Die Weltausstellung Expo 2025 ist ein gigantisches Spektakel. Sie findet auf der künstlichen Insel Yumeshima statt. Das Expo-Gelände umgibt der "Grand Ring" - eine rund zwei Kilometer lange und bis zu 20 Meter hohe Holzkonstruktion.

Zahlreiche Pavillons stellen innovative Zukunftsvisionen zur Schau. So kombiniert der Japanische Pavillon traditionelle japanische Ästhetik mit moderner Popkultur. Gezeigt wird, welche Kraft Algen bei der Aufnahme von CO₂ besitzen. Eine Biogasanlage wandelt vor Ort Abfälle in Energie um.

Der Deutsche Pavillon (besteht aus kreisförmigen Holzgebäuden) rückt die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt. Besucher können an interaktiven Displays Städte der Zukunft visualisieren. Der Pavillon "Future of Life" des berühmten japanischen Roboterforschers Hiroshi Ishiguro präsentiert 50 Androide sowie Dutzende Roboter und Avatare, die zeigen, wie Menschen und Androide in 50 Jahren koexistieren könnten.

Die Expo endet am 13. Oktober. Insgesamt 23 Millionen Gästen werden erwartet.

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