Für diese "Azubinen" hat das Handwerk goldenen Boden

Dresden - Was will ich werden? Jahr für Jahr müssen sich junge Menschen für einen Berufsweg entscheiden. Von "A wie Anlagenmechaniker" bis "Z wie Zweiradmechatroniker" kann man an der Handwerkskammer Dresden (HWK) 80 Berufe erlernen. Dabei zeigt sich: Längst prägen Frauen das männerdominierte Handwerk mit.

Glücklich bei der Arbeit: Annika Mütze (19, l.) mit Stammkundin Lea Heidelmann (26).
Glücklich bei der Arbeit: Annika Mütze (19, l.) mit Stammkundin Lea Heidelmann (26).  © Stefan Häßler

Den eher klassischen handwerklichen Bildungsweg für Frauen hat Annika Mütze (19) beinahe aus Vorbestimmung eingeschlagen. Bereits im Kindergartenalter steckte sie ihrer Omi die Haare hoch oder flocht der Mama Zöpfe.

Nach Ende der Oberschule brachte sie ihre Bewerbung persönlich zum Director's Cut Friseur & Academy in der Dresdner Neustadt, bewarb sich um ein Praktikum und begann daraufhin hier die Ausbildung.

"Es gab nie etwas anderes, keinen Plan B. Ich wollte immer genau das machen", sagt die Auszubildende lachend.

Dresden: Tramfluencer bekommt seinen eigenen Song
Dresden Kultur & Leute Tramfluencer bekommt seinen eigenen Song

Mittlerweile im letzten Ausbildungsjahr kann sich Annika Mütze auf eine Übernahme im Friseurbetrieb an der Böhmischen Straße freuen.

Für die praktische Prüfung wird wie früher die Mama das Haarmodell sein: "Der schönste Moment in meinem Beruf ist, wenn ein Kunde glücklich strahlt, sobald meine Arbeit beendet ist."

Für Jill Maczurat ist Räder wechseln langweilige Routine

Jill Maczurat (22) empfindet ihr Werkstatt-Team als große Familie.
Jill Maczurat (22) empfindet ihr Werkstatt-Team als große Familie.  © Stefan Häßler

Den eher untypisch weiblichen Beruf lernt Jill Maczurat (22), die in der Werkstatt von Mezger GmbH & Co KG ihre Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin macht.

Vater und Cousin arbeiten ebenfalls in Dresdner Werkstätten: "Ich war als Mädchen oft bei meinem Vater auf Arbeit. Ich empfand das immer als große Familie."

Räder wechseln sei dabei eher langweilige Routine, spannend seien die komplexeren Aufträge: "Einen Motor komplett ausbauen und sich da einfuchsen, das macht echt Spaß."

Dresden: Theaterkahn lädt zur Disko unter Deck
Dresden Kultur & Leute Theaterkahn lädt zur Disko unter Deck

Nie wurde die Auszubildende aufgrund ihres Geschlechts von den Kollegen gemobbt, die Arbeit sei "immer fair und auf Augenhöhe" verlaufen. Auch Jill Maczurat hat die Aussicht, nach der Ausbildung übernommen zu werden.

Frauen haben im Handwerk beste Karrierechancen

Die Hände einer Kfz-Mechatronikerin während der Arbeit.
Die Hände einer Kfz-Mechatronikerin während der Arbeit.  © Stefan Häßler

Aktuell machen 1411 Männer und 401 Frauen (22 Prozent) ihre Ausbildung bei einem Handwerksbetrieb in Dresden. 2020 waren es drei Prozent mehr. Ein HWK-Sprecher wertet dies als "normale Schwankungen" und formuliert als Aufgabe, man wolle "mehr junge Frauen zu einer Ausbildung in den zukunftsorientierten Berufen im Handwerk ermutigen".

Denn: "Die Berufsaussichten und Karrierechancen für Frauen im Handwerk sind exzellent."

Titelfoto: Montage: Stefan Häßler (2)

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: