Geflügelte Mischwesen: "Weihnachten im Jägerhof" mit vielen schrägen Ideen
Dresden - Kerzen, duftendes Tannengrün, traditioneller und kurioser Baumschmuck: In der Adventszeit steht das Museum für Sächsische Volkskunst im Jägerhof ganz im Zeichen der Ausstellung "Weihnachten im Jägerhof". Bis 4. Januar präsentieren Volkskünstlerinnen und -künstler ihr handwerkliches Können. Highlight: Im Special "Für immer zusammen" interpretiert der Künstler André Tempel die erzgebirgischen Lichterfiguren Engel und Bergmann völlig neu.
Im Zentrum stehen wie stets fantasievoll gestaltete Weihnachtsbäume. 26 Tannen sind es diesmal. "Alle sind in Deutschland gewachsen, rund die Hälfte davon in der Sächsischen Schweiz", sagt Ausstellungskuratorin Sylvia Ludwig.
Teils präsentiere der Baumschmuck klassische Schöpfungen, teils sind es sehr ausgefallene Arbeiten. So habe etwa die Volkskünstlerin Ulrike Handwerker ihre im Halbrund geschnitzten Engel beim Patentamt angemeldet.
Sigrid Bürger hat für ihren Baum kugelrunde Sterne aus weißem Kaffeefilter-Papier gebastelt, deren Strahlen sie erst über Bleistiftspitzen gedreht und dann vernäht hat.
Besonders "herausfordernd" ist laut Ludwig der Baum von Matthias Buschmann: Der Künstler erzählt die Lebensgeschichte Casanovas mittels Origami-Objekten.
Der Canal Grande ist zu entdecken, der Doge und seine Räte, der Verführer selbst, sein Fluchthelfer oder die Bleikammern. 29 "Sterne" hängen am Baum, für die der Künstler 420 einzelne Elemente gefaltet und zusammengesteckt hat. Ein faszinierendes Such- und Ratespiel, bei dem jedoch fraglich bleibt, ob Besucher den Zusammenhang ohne weitere Erklärung überhaupt entschlüsseln oder gar erkennen können.
Schräg, witzig und überraschend
In der begleitenden Spezial-Schau "Für immer zusammen" zeigt der Dresdner Künstler André Tempel weiß grundierte Figuren aus Kiefer, die in Kooperation mit der Studienrichtung Holzgestaltung der Fakultät für Angewandte Kunst der Westsächsischen Hochschule Zwickau in Schneeberg entstanden sind.
Tempel ließ moderne Reproduktionen der Lichterfiguren Engel und Bergmann (um 1880) herstellen, die er erst zerlegte und dann neu zusammensetzte. Entstanden sind so hybride Mischwesen, die zur Neu-Betrachtung der erzgebirgischen Motive einladen - schräg, witzig, überraschend.
Mehr als 60 Volkskünstler werden in der Ausstellung klöppeln, spinnen, malen und mehr, an den "Kreativdonnerstagen" können Besucher selber weihnachtliche Geschenke basteln. Im Begleitprogramm (meist samstags und sonntags) gibt es besinnliche Musik, gemeinsames Adventsliedersingen und Lesungen.
So wird etwa der frühere Jägerhof-Chef Igor A. Janzen am 20. Dezember seinen neuen Museumsführer "Sächsische Volkskunst - Das Buch zum Museum" vorstellen.
Programm und Termine: volkskunst.skd.museum
Titelfoto: Fotomontage: Eric Münch

