Gegen digitale Reizüberflutung: Wenn im Zschonergrund die Mühlengeister lebendig werden
Dresden - Wo Puppen sprechen, Kinder lachen und selbst Mühlengeister lebendig werden: Im Puppentheater der Zschoner Mühle in Dresden schlägt Katrin Winkler (61) seit Jahren die Brücke zwischen Märchenwelt und Realität.

"Ich kam 2014 und gleich von Beginn an warteten viele neue Aufgaben", erinnert sich die Puppenspielerin. Heute leitet sie das kleine Theater, das seit 1991 im Lehmbau der historischen Mühle zu Hause ist.
Gemeinsam mit Kollegen hat sie über die Jahre einen eigenen Fundus aufgebaut - und damit einen Ort geschaffen, der sich bewusst gegen die digitale Reizüberflutung stellt. "Für die Zukunft wünschen wir uns, dass das handgemachte Puppenspiel seinen würdigen Platz in der digitalen Welt behält."
Besonders ist nicht nur der Ort, sondern auch die Spielweise. Katrin Winkler setzt auf offene Formen, in denen sie unmittelbar mit den kleinen Gästen interagiert. "Wenn die Kinder so drin sind, reden sie direkt mit den Puppen."
Unvergessen ist eine Szene mit ihrer Puppe "Sämelchen": "Ein Junge rief während des Stückes, er müsse dringend pullern - wollte aber nicht raus, weil er nichts verpassen wollte. Da habe ich mit der Puppe gesagt: 'Ich muss auch!' Und so ging er entspannt mit seiner Mutter, während wir mit dem Publikum ein Lied sangen."
Für Winkler ist klar: "Es ist bei uns ein interaktives Spiel."


Katrin Winkler über Geste der Dankbarkeit: "Das geht ans Herz"

Neben Klassikern wie "Schneeweißchen und Rosenrot" oder Kasper-Stücken erobern auch eigens entwickelte Figuren die Bühne: "Der Mühlengeist ist etwas moderner und einer meiner Favoriten."
Dazu kommen Stücke wie die "Nixe im Mühlenteich", bei denen die Kinder selbst das Schicksal der Figuren mitbestimmen.
Der Zauber liegt für Katrin Winkler nicht nur in den Puppen, sondern auch im Ort selbst. "Das ist die Symbiose zwischen Natur, Mühle und Kunst." Viele Familien verbinden einen Theaterbesuch mit einem Spaziergang durch den idyllischen Zschonergrund.
Und am Ende sind es die kleinen Gesten, die bleiben: "Manchmal geben mir Kinder die Hand und sagen danke. Oder sie legen mir ihr Taschengeld hin – 'für die Puppe'. Das geht ans Herz." Tickets kosten 7 bis 9 Euro.
Spielplan: www.zschoner-muehle.de.
Titelfoto: Montage: Petra Hornig (2)