Geselliges Treffen bei Winzer Sauer: Mit Schere und Eimer wird der Weinberg gelesen

Dresden - Der Herbst steht vor der Tür und mit ihm die Zeit der Weinlese. In Pillnitz, direkt am Schloss, wird seit über 600 Jahren Wein angebaut. Heute bewirtschaftet Klaus Sauer (67) 3700 Quadratmeter nahe der Weinbergskirche. Während einige Winzer maschinell ernten, macht er ein geselliges Treffen mit Freunden daraus. Diesmal bin ich, die TAG24-Reporterin, mit dabei.

Für Winzer Klaus Sauer (67) ist die Arbeit auf dem Weinberg eine Herzensangelegenheit: "Ich lebe nicht vom, sondern für den Wein."
Für Winzer Klaus Sauer (67) ist die Arbeit auf dem Weinberg eine Herzensangelegenheit: "Ich lebe nicht vom, sondern für den Wein."  © Eric Münch

Nach einem schwierigen Jahr, das nicht nur für Obstbauern, sondern auch für Winzer alles andere als ertragreich war, freut sich Winzer Sauer besonders: "Wir haben super Trauben, nichts Fauliges. Nur ein bisschen Wespenfraß."

Und schon bekommt jeder von uns Schere und Eimer in die Hand gedrückt. "Die Trauben werden oberhalb des Stiels abgeschnitten, zermatschte Trauben entfernt", erklärt der Winzer vorab.

Um zu schauen, ob die Trauben überhaupt schon reif sind, kam zunächst ein sogenanntes "Refraktometer" zum Einsatz: "Damit wird der Zuckergehalt in den Trauben gemessen. Die Traube wird zerdrückt und durch das Licht sieht man eine Skala", erklärt Jürgen Hübner (64), befreundeter Winzer.

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Übrigens: Wenn es regnet, wird nicht gelesen. Doch nicht nur aus Bequemlichkeitsgründen. "Natürlich sollte nicht zu viel Regen in den Eimer kommen, sonst wird das Zuckerverhältnis der Trauben verdünnt", erklärt Klaus Sauer. Winzer Hübner fügt hinzu: "Außerdem werden die Trauben wegen des Wassers so dick, dass sie schlimmstenfalls platzen."

Die Weinstöcke unweit der Weinbergskirche sind zwischen 30 und 50 Jahren alt.
Die Weinstöcke unweit der Weinbergskirche sind zwischen 30 und 50 Jahren alt.  © Eric Münch
Übrigens sind "lockerbeerige" Trauben bei Winzern besonders gerne gesehen. Hier können sich Pilze nicht so gut festsetzen, da überall Luft hinkommt.
Übrigens sind "lockerbeerige" Trauben bei Winzern besonders gerne gesehen. Hier können sich Pilze nicht so gut festsetzen, da überall Luft hinkommt.  © Eric Münch
Hat Spaß gemacht! TAG24-Reporterin Jacqueline Grünberger (29) war bei ihrer ersten Traubenlese dabei.
Hat Spaß gemacht! TAG24-Reporterin Jacqueline Grünberger (29) war bei ihrer ersten Traubenlese dabei.  © Eric Münch

Winzer Sauer wird seinen Wein beim Erntedankfest ausschenken

Die Traube Müller-Thurgau bildet den Auftakt der Weinlese-Saison. Im Anschluss daran geht es mit Weißburgunder weiter.
Die Traube Müller-Thurgau bildet den Auftakt der Weinlese-Saison. Im Anschluss daran geht es mit Weißburgunder weiter.  © Eric Münch

Viele Hände, schnelles Ende, denn bereits um die Mittagszeit herum sind die insgesamt 300 Kilo Müller-Thurgau in Eimern gesammelt: "Das werden rund 250 Flaschen."

Doch mit der Lese ist die Arbeit noch lange nicht getan: "Am selben Tag werden die Trauben entrappt. Dafür habe ich eine große Mühle, in der unten eine Walze ist, mit der die Stiele von den Trauben gelöst werden."

Im Anschluss wird "gekeltert". Hier werden die Trauben in einen "Kelter" – eine Weinpresse – geworfen, um den Saft von Kernen und Schalen zu trennen.

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Dann entsteht der sogenannte Most, die Basis von Weinen. "Dann geht es an die Gärung. Am Anfang hat man Federweißer. Je nachdem, ob man lieblichen oder trockenen Wein haben möchte, stoppt man dann die Gärung", erklärt Klaus Sauer.

Am 5. Oktober wird er seinen Wein übrigens beim Erntedankfest ausschenken.

Infos: wein01326.de

Titelfoto: Eric Münch

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