Ist das nicht eklig? Kinder-Workshop in Dresden macht Abfall zu Kunst
Dresden - Aus Essstäbchen, Schokoladenfolie oder Pappresten Kunstwerke schaffen? Das funktioniert, sagt Künstler Thomas Judisch (44) aus Dresden. In einem Workshop brachte er jetzt Schulkindern bei, mit Müll kreativ zu werden.

Dabei ist der Begriff "Müll" für Judisch eigentlich ein rotes Tuch. "Man sagt nicht Müll, sondern Abfall. Müll ist nämlich das, was man nicht mehr verwerten kann. Man kann aber eigentlich alles verwerten."
Sogar Biomüll? "Da kommt mir gleich Dieter Roth in den Sinn, der Essensreste in die Vitrine gelegt und dann ihren Verfallsprozess gezeigt hat."
Im jüngsten Upcycling-Workshop in den Ateliers "GEH8" an der Gehestraße wurden etwa weggeworfene Bücher, alte Tonbänder, sogar Sperrmüll als Werkstoffe genutzt. Kann das nicht mal eklig werden? "Schmutz entfernen wir mit Wasser und Spüli, zur Not gibt es Einweghandschuhe."
Die Resultate überzeugen: Nino (10) schuf ein Eismeer aus Styropor, angelehnt an Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde. Tecla (11) bediente sich alter Weihnachtskugeln, um daraus Skulpturen von Berühmtheiten (etwa Albert Einstein, Pippi Langstrumpf) zu bauen.
Aus weggeschmissenen Schokoladenverpackungen bastelte Zora (12) Deko-Blumen.



Kunst als Statement gegen Vermüllung

Hilfestellung gab es von Künstler Judisch, der auch als Dozent für Kunstpädagogik an der TU Dresden arbeitet.
"Kunst aus Abfall ist nicht die bessere Kunst", stellt er klar. Sie könne sogar Nachteile haben: "Im Workshop haben wir viel Heißkleber verwendet, die Objekte sind jetzt schwerer zu recyceln."
Zugleich setze diese Kunst ein Statement gegen Vermüllung, für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen.
"Ich würde mir wünschen, dass nicht mehr so viel weggeschmissen werden muss", sagt Thomas Judisch. Obwohl doch aus Müll wieder Kunst werden kann ...
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)