Kreuzkantor seit einem Jahr im Amt: "Es ist uns gelungen, zusammenzuwachsen"

Dresden - Vor den Ferien noch auf Konzertreise: Am Montag beginnt die knapp zweiwöchige Sommertournee des Kreuzchores durch Deutschland. Nicht nur ein Schuljahr geht damit zu Ende, sondern auch das erste Jahr unter dem neuen Kreuzkantor Martin Lehmann (49). Der Kantor wie sein Arbeitgeber, die Stadt Dresden, ziehen eine positive Zwischenbilanz.

Kreuzkantor Lehmann (49) mit einem Ensemble der Kruzianer.
Kreuzkantor Lehmann (49) mit einem Ensemble der Kruzianer.  © Holm Helis

Seine Frau und er hätten eine "echte Willkommenskultur" erlebt, so Lehmann, der in Neubrandenburg zur Welt kam, in Dresden aufwuchs und selbst, wie Vater und Brüder, im Kreuzchor sang. Auch künstlerisch zeigt er sich zufrieden: "Es ist uns, dem Chor und mir, im ersten Jahr gelungen, zu einem Team zusammenzuwachsen."

Eines der wichtigsten Ziele, bei den Kruzianern die Oratorien zu festigen, die unter dem "Nichtsingenkönnen" während der Corona-Zeit gelitten hatten, sei erreicht worden.

Auch habe man das Publikum "mit der Intensität der Aufführungen" ansprechen können. Tatsächlich verzeichnet der Kreuzchor ein Besucher-Plus zu der Zeit unmittelbar vor der Pandemie. 25.000 statt zuvor 23.000 Besucher wurden in den Konzerten gezählt, heißt es.

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Das Bekenntnis der Stadt zum Chor fällt deutlich aus. Die Aufführungen der vergangenen zwölf Monate sprächen für sich, so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (45, Linke).

Obendrein sei die Stelle einer Kaufmännischen Chordirektorin geschaffen, Alexandra MacDonald dafür eingestellt worden, um das Chormanagement zu professionalisieren.

Kreuzkantor Martin Lehmann will zur Nachwuchsgewinnung neue Wege gehen

Martin Lehmann (49) beim Pressegespräch zur Bilanzierung seines ersten Amtsjahres.
Martin Lehmann (49) beim Pressegespräch zur Bilanzierung seines ersten Amtsjahres.  © Holm Helis

Der Kreuzchor ist nicht allein Kunst- als ebenso Ausbildungsinstitution und als solche auf ständigen Nachwuchs angewiesen.

Immer wieder Nachwuchs zu finden für einen Chor, der sich der christlichen Botschaft und ihrer Musik verpflichtet fühlt, sei in einer Stadt, wo achtzig Prozent der Bevölkerung konfessionslos seien, nicht selbstverständlich, sagt die Kulturbürgermeisterin.

Kreuzkantor Lehmann will zur Nachwuchspflege neue Wege gehen, zum Beispiel durch die Gründung von Singschulen, die über Dresden hinaus, in anderen Städten und Gemeinden aktiv sein sollen.

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Lehmann spricht von "Basismusikalisierung": "Es geht darum, Kinder auf den Weg zu bringen. Einige von ihnen könnten später vielleicht in den Kreuzchor einsteigen." Betreut, organisiert und finanziert werden sollen die Singschulen vom Förderverein des Kreuzchores.

Inhaltlich verpasst der Kreuzkantor seiner zweiten Saison ein Thema: Wasser. Wasser als Symbol für den Quell des Lebens ebenso wie als Bedrohung in Gestalt von Flutwellen und Überschwemmungen soll Geistliches wie Weltliches konfrontieren und auch einen Hinweis auf Klimaveränderung geben.

Konzerte bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und in der Elbphilharmonie Hamburg stehen an, eine Tournee in Finnland, ferner Auftritte bei den Landeskirchenmusiktagen oder mit der Dresdner Philharmonie im Rahmen der Musikfestspiele. Kompositionsaufträge gehen an die Dresdner Komponistin Agnes Ponizil (54). Insgesamt stehen 18 Uraufführungen an.

Wieder stattfinden soll das Stadionkonzert, das in den zurückliegenden Jahren abgesagt werden musste, wegen Corona oder aus Gründen mangelnder Planungssicherheit. Ein Termin besteht noch nicht.

Titelfoto: Holm Helis

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