Kriegsverluste: Weenix' "Campagna-Landschaft" ist wieder in Dresden

Dresden - Still und beinah meditativ liegt sie da, die Campagna-Landschaft des niederländischen Malers Jan Baptist Weenix (1621-1660), wie von unerschütterlicher Gleichmütigkeit angesichts des Rummels, der am Montagvormittag um das Gemälde stattfand. Ein Kriegsverlust, der den Weg zurückgefunden hat in die Gemäldegalerie.

Das kleine Weenix-Bild vor der großen Sixtina, am Rednerpult Generaldirektorin Marion Ackermann (58).
Das kleine Weenix-Bild vor der großen Sixtina, am Rednerpult Generaldirektorin Marion Ackermann (58).  © Holm Helis

Für die feierliche Übergabe an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) hat der Museumsverbund den prominentesten Platz gewählt, den er zu vergeben hat.

Vor der Sixtina fand die Zeremonie statt, zu der Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) und der niederländische Botschafter Ronald von Roeden (66) erschienen waren, um die deutsch-niederländische Kulturpartnerschaft im Allgemeinen zu feiern und das Kunststück um das Kunstwerk im Speziellen.

Seit 1742 befand sich das Bild in der Gemäldesammlung, ausgeliehen nach Chemnitz, als es bei Kriegsende in die Sowjetunion verbracht wurde. Von dort geriet es irgendwann auf den Kunstmarkt und 1984 in den Besitz des Vaters des niederländischen Kunsthändlers Willem Jan Hoogsteder.

Dresden: Landschloss Zuschendorf: Hier blühen Königs Azaleen
Dresden Kultur & Leute Landschloss Zuschendorf: Hier blühen Königs Azaleen

Nachdem jener seine Sammlung veräußert hatte, wechselte das Gemälde bei Auktionen zweimal den Besitzer, bevor Hoogsteder-Sohn es kaufte, um es nach Dresden zu verschenken.

Die Dresdner Provenienz war mittlerweile gewiss, nachdem sie in den Jahren zuvor infolge widersprüchlicher Inventarnummern in Zweifel gezogen worden war, so Hoogsteder.

Kretschmer holt in Ansprache weit aus

Handschlag von Kunsthändler Willem Jan Hoogsteder (l.) und Sachsen-MP Michael Kretschmer (48).
Handschlag von Kunsthändler Willem Jan Hoogsteder (l.) und Sachsen-MP Michael Kretschmer (48).  © Holm Helis

Er wisse, wie wichtig Kunst und Kultur für Dresden sei, da habe er sich gedacht, er kaufe das Bild und mache es den SKD zum Geschenk. Wie hoch die Summe war, die er dafür einsetzte, wollte Hoogsteder nicht verraten. "Es geht um das Bild", sagte er.

MP Kretschmer holte in seiner Ansprache weit aus, um die Schenkung zu rühmen. Von der Verurteilung der Angriffskriege gegen die Ukraine und Israel über Friedensappelle an die Kriegsparteien floss der Gedankenstrom schnurstracks zur Lobpreisung Europas und seiner Werte Frieden und Rechtsstaatlichkeit. Bei dem Weenix-Gemälde handele es sich um nichts Geringeres als europäisches Kulturerbe, so Kretschmer.

Die "Campagna-Landschaft" sei einer von noch etwa 6000 Kriegsverlusten der SKD, rechnete Generaldirektorin Marion Ackermann (58) vor. Mit dem Bild wurden zwei weitere Kriegsheimkehrer begrüßt, "Bildnis eines graubärtigen alten Herrn" von Balthasar Denners (1685-1749) sowie das Gemälde "Ruhe auf der Flucht" von Vincenzo Spisanelli (1595-1662).

Unter dem Titel "Willkommen zu Hause" findet sich das Bilder-Trio bis 1. September 2024 ausgestellt in der Gemäldegalerie.

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: