Letzter Einlass vor dem Abriss: Abschiedsbesuch im alten "pick-nick"

Dresden - Am 14. Juli feiert das ehemalige "pick-nick" an der Grunaer Straße seinen 60. Geburtstag. Es wird der letzte sein für die DDR-Gaststätte, die in Dresden auch unter dem wenig schmeichelhaften Namen "Dreckscher Löffel" bekannt war. Denn noch in diesem Jahr rollen die Abrissbagger an und machen den seit 15 Jahren leerstehenden Flachbau dem Erdboden gleich. Vorher haben die Dresdner aber Gelegenheit für einen letzten Besuch.

Nach 15 Jahren Leerstand öffnet das "pick-nick" ein letztes Mal seine Türen.
Nach 15 Jahren Leerstand öffnet das "pick-nick" ein letztes Mal seine Türen.  © Ove Landgraf

Seit Sonntag ist dort eine Ausstellung des Stadtmuseums zu sehen.

Die zeigt neben Einblicken in die Geschichte des Dreckschen Löffels, der seinen Namen dem damaligen Hygieneproblem verdankt, auch Arbeiten von Dresdner Architektur-Studenten für einen Umbau zum Museum der Ostmoderne und die Pläne des Eigentümers Immvest Wolf GmbH, der auf der Fläche ein mehrstöckiges Wohnhaus errichten wird.

Die meisten Besucher kommen jedoch, um in Erinnerungen zu schwelgen. So wie Bernd Eichinger (78), der früher Stammgast im pick-nick war.

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"Seit 72 habe ich hier in der Nähe gewohnt. Nach der Schicht bin ich immer hergekommen und hab mich an einen der drei Stehtische gestellt. Hier waren immer die gleichen Leute und wir haben über Dynamo oder das vergangene Wochenende gesprochen", erinnert sich Eichinger.

Am letzten Tag vor der Schließung hätten Stammgäste und Personal auf der Treppe sogar noch ein gemeinsames Foto gemacht, erzählt er.

Obwohl das "pick-nick" auch als "Dreck'scher Löffel" bekannt war, war es zu DDR-Zeiten gut besucht.
Obwohl das "pick-nick" auch als "Dreck'scher Löffel" bekannt war, war es zu DDR-Zeiten gut besucht.  © Ove Landgraf
So soll der Neubau aussehen, der nach dem Abriss des Flachbaus entsteht.
So soll der Neubau aussehen, der nach dem Abriss des Flachbaus entsteht.  © Ove Landgraf

Bis Anfang August hat der "Drecksche Löffel" noch geöffnet

Kersten Rothe (58) hat sich das "pick-nick" noch einmal angeschaut, bevor es abgerissen wird.
Kersten Rothe (58) hat sich das "pick-nick" noch einmal angeschaut, bevor es abgerissen wird.  © Ove Landgraf

Dem leerstehenden Gebäude trauert der Dresdner trotzdem nicht nach: "Es ist gut, wenn was Neues gebaut wird."

So sieht es auch eine Nachbarin, die nach einigen Besuchen am Anfang später nicht mehr ins pick-nick gegangen ist. "Ich wohne hier und sehe den Schandfleck, das ist nicht schön", sagt die Seniorin.

Besucher Kersten Rothe (58) kritisiert den Abriss und Bau eines Wohnhauses an gleicher Stelle. "Dresden verliert Individualität", sagt er.

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Bis zum 8. August können die Dresdner dem Dreckschen Löffel mittwochs von 14 bis 18 Uhr und am Wochenende 10 bis 18 Uhr einen letzten Besuch abstatten. Hinzu kommen mehrere Veranstaltungen.

Zum Geburtstag am 14. Juli findet von 19 bis 20.30 Uhr eine Diskussionsveranstaltung mit "pick-nick"-Architekt Günter Gruner (90) statt.

Titelfoto: Ove Landgraf

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