Nach dem Buddeln ein frisches Bier! Gartenkneipen trotzen dem Trend

Dresden - Nach der schweißtreibenden Gartenarbeit erst einmal ein kühles Blondes kippen und dazu ein deftiges Schnitzel - in Gartenkneipen geht das noch. Umringt von grünen Parzellen verstecken sie sich in den Dresdner Schrebergärten. Die Zahl dieser Lokale mit dem Charme vergangener Zeiten schrumpft - aber es gibt sie noch.

Torsten Hanke (38) und seine Schwester Jana Martin (39) sind die Chefs im Rudolphia.
Torsten Hanke (38) und seine Schwester Jana Martin (39) sind die Chefs im Rudolphia.  © Ronald Bonss

In der Gaststätte Rudolphia in der gleichnamigen Gartensparte (Leipziger Vorstadt) haben Torsten Hanke (38) und Jana Martin (39) das Sagen. Die Geschwister führen das Lokal, das auf eine lange Tradition zurückblickt, in zweiter Generation.

"Unser Vater übernahm es 1985, da hieß es noch Kulturhaus Otto Stamm.

Zu DDR-Zeiten kamen mitunter drei Reisebusse täglich zu uns." 1994 wurde die Kneipe um eine Attraktion reicher gemacht. Nämlich mit hauseigenen Bowling- und Kegelbahnen. Die Kundschaft kommt meist von außerhalb: "Die Gärtner grillen viel, was wir natürlich auch verstehen", sagt Torsten Hanke.

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Die Weinbergbaude im Gartenverein "Wilder Mann e. V. " wird nicht ohne Grund "Kleiner Luisenhof" genannt. Wer zu Gast ist, sollte nicht nur das Panorama bestaunen, sondern auch das hausgemachte Feuerfleisch von Köchin Monika Wolfermann (67) kosten.

Doch so malerisch wie es in der Sparte, die zu Dresdens zweitschönster Gartenanlage gekürt wurde, auch scheint - das Kleinod ist gefährdet.

"Der Eigentümer stellt Ansprüche auf das Land und will uns weg haben", sagt Wolfermann. Der Fall liegt beim Zivilgericht.

Auf der großen Terrasse des Rudoplhia ist genug Platz zum Sitzen, Spielen und Verweilen.
Auf der großen Terrasse des Rudoplhia ist genug Platz zum Sitzen, Spielen und Verweilen.  © Ronald Bonss
Hier gibt's Hausgemachtes und natürlich kühles Bier: Sven und Ilka Franke (49 und 51) betreiben die Gartenwirtschaft Altleuben.
Hier gibt's Hausgemachtes und natürlich kühles Bier: Sven und Ilka Franke (49 und 51) betreiben die Gartenwirtschaft Altleuben.  © Steffen Füssel
Die Weinbergbaude ist berühmt für ihren Traumblick über die Stadt. Bei Monika Wolfermann (67) gibt's deftige Kost und sächsische Weine.
Die Weinbergbaude ist berühmt für ihren Traumblick über die Stadt. Bei Monika Wolfermann (67) gibt's deftige Kost und sächsische Weine.  © Ronald Bonss

Heute gibt es in Dresden noch knapp 20 Gartenlokale

Frank Hoffmann (62).
Frank Hoffmann (62).  © Steffen Füssel

Von den Kleingärtnern alleine könne Monika Wolferman nicht leben. "Die Zeiten, als es ein Bier für einen Euro gab, sind vorbei. Auch Frank Hoffmann (62) weiß: Kleingärtner sind ein spartanisches Völkchen." Hoffmann ist Vorstand des Vereins "Dresdner Gartenfreunde" und erinnert sich nur zu gut an die goldenen Zeiten der Gartenkneipen.

"1987 gab es in Dresden noch mehr als 200 Gartenlokale", erinnert sich Hoffmann. Heute gibt es nur noch knapp 20.

"Die meisten existieren nicht mehr, weil sich die Anlagen aufgelöst haben oder weil preiswerte gastronomische Alternativen die Leute in die Stadt gezogen haben."

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Nicht jeder Wirt hat es leicht in der Sparte, doch es gibt auch Ausnahmen: wie zum Beispiel bei Ilka und Sven Franke (51 und 49) in der Gartenwirtschaft Altleuben. Die beiden haben das Lokal vor zwei Jahren übernommen, die Kneipe gibt es aber schon seit den 70er-Jahren.

Mehr als 60 Außen- und 55 Innenplätze bewirtet Familie Franke. Deftiger Dauerbrenner: die hausgemachte Sülze. Der Wirt stolz: "Es gibt kein Tier, das ich noch nicht zu Sülze verarbeitet habe."

Titelfoto: Ronald Bonss

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