Nach Schicksalsschlag: Kornelia darf endlich wieder unterrichten!

Von Thomas Gillmeister

Radebeul - Dieses Beispiel sollte Schule machen! Kornelia Klose (53) aus Dresden unterrichtet im Rollstuhl. Viele Jahre kämpfte die leidenschaftliche Lehrerin nach einem Schicksalsschlag für diese Chance. Nun endlich hat sie eine im Evangelischen Schulzentrum Radebeul erhalten.

Endlich wieder an der Tafel! Kornelia Klose (53) unterrichtet trotz Querschnittslähmung und Rollstuhl wieder Chemie.
Endlich wieder an der Tafel! Kornelia Klose (53) unterrichtet trotz Querschnittslähmung und Rollstuhl wieder Chemie.  © Eric Münch

Chemieunterricht kann schon manchmal explosiv sein. Umso wichtiger sind hier Vertrauen und gute Anleitung.

In der Klasse von Kornelia Klose zeigen die Schüler die Experimente vor. Denn die Lehrerin ist querschnittsgelähmt, sitzt im Rollstuhl. Sie geht locker damit um. "Seid vorsichtig beim Experimentieren. Ich kann nicht durch den Raum rennen und euch sofort zu Hilfe eilen", warnt sie augenzwinkernd ihre Schützlinge.

Die sind stolz auf ihre ungewöhnliche Lehrerin. Sie gehen ihr gemeinsam mit der Unterrichtsassistentin immer zur Hand, wenn Hände benötigt werden. Kornelia Klose gleicht das mit kluger Kopfarbeit aus. Sie unterrichtet nicht nur Chemie, sondern baut gleich noch ein komplett neues Chemiekabinett auf.

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Sie ist so glücklich, endlich wieder Schule spüren zu dürfen. Dafür nimmt sie auch die Fahrtkosten von Dresden-Gruna nach Radebeul mit dem Behindertentransport auf sich. "Leider kommt niemand für sie auf. Ich suche noch händeringend nach einem Träger, nach einem Sponsor", erzählt Kornelia Klose.

Die Schule fehlte ihr extrem nach ihrem verhängnisvollen Tag, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellte.

In Radebeul wird Inklusion weiter gedacht

Kornelia Klose im Schweden-Urlaub.
Kornelia Klose im Schweden-Urlaub.  © Picture Point/Kerstin Dölitzsch

Es war der 30. April 2013: Nach einem Mittagsschläfchen konnte sich die Diabetikerin nicht mehr bewegen, fiel drei Tage ins Koma. Als sie aus ihm aufwachte, war sie gelähmt. Ärzte diagnostizierten eine Entzündung über dem fünften Wirbel, der das Rückenmark zerstört hatte. Für Kornelia Klose begann ein Leben im Rollstuhl.

Die Biologie- und Chemielehrerin war es gewohnt, zu kämpfen: um jeden einzelnen Schüler, um Lehrinhalte, um Respekt. Nun stand das eigene Schicksal auf dem Lehrplan.

Ihr größter Wunsch war es, endlich wieder unterrichten zu dürfen. Jahrelang musste sie sich anhören, dass sie nicht mehr ins Berufsleben eingegliedert werden kann. Damit wollte sich Kornelia Klose aber nicht abfinden!

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Schließlich stieß sie in der Oberschule vom Evangelischen Schulzentrum Radebeul auf offene Ohren und wurde für den Chemieunterricht eingestellt. Direktorin Dorit Rosenthal: "Viel wird über die Inklusion von Schülern diskutiert, aber kaum über Lehrer mit besonderen Bedürfnissen."

Die neue Arbeitsstätte von außen: das Evangelische Schulzentrum Radebeul.
Die neue Arbeitsstätte von außen: das Evangelische Schulzentrum Radebeul.  © Eric Münch

Das Evangelische Schulzentrum Radebeul beweist, dass Inklusionen von Lehrern funktionieren können. Genau wie die Experimente im Chemieunterricht von Kornelia Klose.

Titelfoto: Eric Münch

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