Noch vor dem Mauerfall wurde Rolf Sembdner Vereins-Chef von "Motor Trachenberge"
Dresden - Sie bewegen Dresden - jeden Tag, mit Herz, Einsatz und Leidenschaft. Ohne sie stünde der Vereinssport still: Ehrenamtliche, die anpacken, organisieren, trösten, jubeln - alles ohne ein Gehalt.
Sie sind die heimlichen Heldinnen und Helden Dresdens, die im Hintergrund Großes leisten. TAG24 und der StadtSportBund holen sie jetzt ins Rampenlicht. Wir zeigen die Gesichter hinter dem Ehrenamt - die Menschen, die den Dresdner Sport so lebendig machen.
Auch Lust, mitzumachen? Lasst Euch inspirieren und meldet Euch beim StadtSportBund!
Wenn bei Motor Trachenberge etwas organisiert, beantragt oder geplant werden muss, dann ist einer immer da: Rolf Sembdner (77).
Seit 36 Jahren hält er den Traditionsverein am Laufen - mit Humor, Beharrlichkeit und einem Organisationstalent, das jedem Profi-Manager Ehre machen würde. Er ist der "Joker im Ehrenamt" - das hat er sich sogar tätowieren lassen.
"Einer muss es doch", schmunzelt der 77-Jährige. Ein Satz, der für ihn mehr Lebensmotto als Floskel ist. Schon als Kind turnte er im Verein, nach dem Studium kam er 1970 zu Motor Trachenberge zurück - und blieb.
Schon damals engagierte er sich ehrenamtlich, übernahm Verantwortung und wurde bald Teil des Vorstands. Am 2. November 1989 wurde er zum Vorsitzenden gewählt, eine Woche später fiel die Mauer. Es waren verrückte Zeiten, doch Sembdner blieb dem Verein treu.
Heute kümmert er sich um alles, was einen Verein am Laufen hält - und noch ein bisschen mehr.
Fußball-Abteilungsleiter weiß, was er an seinem Vereins-Chef hat
"Hauptsächlich die Organisation von den Abteilungen, vor allem die Wettkampfabteilung, Verbindung vom Sportverein zur Stadt und anderen öffentlichen Institutionen. Die ganzen Förderanträge mache ich, sodass wir für Übungsleiter Unterstützung bekommen." Sponsorenkontakte, Sitzungen, Vereinsfeste - alles läuft irgendwann über seinen Schreibtisch.
Und der steht selten still. "Das sind schon fünf Stunden in der Woche an Büroarbeit, und dann Spiele, Vorstandssitzung, Vereinsfest. Da kommt schon einiges zusammen."
Dass er das so lange durchhält, liegt an seiner Leidenschaft für den Verein und an einer guten Portion Pragmatismus. "Man muss schon zusehen, wo man das Geld herbekommt, aber da habe ich nun ja über die 36 Jahre schon einiges an Erfahrung."
Auch Fußball-Abteilungsleiter Sebastian Türk (42) weiß, was er an seinem Vereins-Chef hat: "Herr Sembdner ist bei uns schon so eine lange Zeit, das spricht eigentlich für sich, mit wie viel Herzblut er dabei ist. Wir sind froh, dass wir so eine Konstante auf der Vorstandsposition haben. Das ist immer wichtig."
Sembdner schockte eigene Kinder mit Tattoo
Auch mit Humor kann er: 2020 bekam er den "Joker im Ehrenamt" vom Landessportbund und machte gleich etwas Außergewöhnliches daraus.
"Das war die Zeit, wo meine Kinder dann auch mit Tattoos nach Hause kamen und dann dachte ich mir: Das kann ich auch. Zum Geburtstag habe ich sie dann geschockt." Denn weil ihm das Motiv so gefiel, ließ er sich den Ehrenamts-Joker als Tattoo stechen.
Sembdner weiß, dass Ehrenamt keine Selbstverständlichkeit mehr ist. "Wenn sie jemand Junges fürs Ehrenamt haben wollen, ist es schwer, jemanden zu bekommen. Bisschen Geld gibt’s, ganz umsonst geht das gar nicht mehr. Aber Ehrenamt sollte man nichts fürs Geld machen."
Seit Jahrzehnten lebt er genau das vor: mit Erfahrung, Humor und einem riesigen Herz für seinen Verein...
Die Nähmaschine war der Anfang
Was einst mit ein paar fußballverrückten Arbeitern des VEB Nähmaschinenteilewerk begann, ist heute ein lebendiger Dresdner Traditionsverein mit über 500 Mitgliedern.
Seit 1952 rollt bei der Sportgemeinschaft Motor Dresden-Trachenberge der Ball – damals wie heute in Rot und Weiß.
Neben Fußball gibt es auch Tischtennis, Volleyball, Gymnastik oder Breitensport: Hier wird mit Leidenschaft trainiert, gekämpft und gejubelt.
Besonders stolz ist der Verein auf seine starke Nachwuchsarbeit, denn fast die Hälfte der Mitglieder sind Jugendliche!
Suche nach Nachwuchs
Unter dem Dach des StadtSportBundes Dresden (SSBD) sind rund 390 Vereine mit über 127.000 Mitgliedern vereint.
Doch ohne Ehrenamtliche läuft nichts. Um dieses Engagement zu stärken, können Vereine ihre Helfer mit der Ehrenamtspauschale von 840 Euro im Jahr steuerfrei honorieren.
Trotzdem fehlt vielerorts der Nachwuchs: Immer weniger Menschen übernehmen freiwillig Verantwortung im Sport.
Um das Engagement zu würdigen, hat TAG24 zusammen mit dem SSBD diese Serie entwickelt.
Auf seiner Website finden Interessierte über eine Ehrenamtsbörse passende Aufgaben in Dresdner Sportvereinen: ssb-dresden.de.
Titelfoto: Steffen Füssel

