Ostritz - Um das Ordensleben der Zisterzienserinnen zu finanzieren, will das Kloster St. Marienthal jetzt einmalige und historisch wertvolle Kunstschätze auf dem freien Markt versilbern.

Der Freistaat fühlt sich von der Äbtissin vor den Kopf gestoßen, Kunsthistoriker bekommen Schnappatmung.

Die Sanierung des Klosters nach der Neißeflut 2010 ging dem Orden trotz Fördermillionen an die Substanz. Und weil die Einnahmesituation während der Pandemie (Übernachtungen, Bewirtung) einbrach, beschloss man den Verkauf seiner Schätze.

Wertvollstes Objekt dabei ist der Marienthaler Psalter. Das ist ein prachtvoll illustriertes und handgeschriebenes Gebetsbuch vom Beginn des 13. Jahrhunderts. Den bietet ein Schweizer Kunsthändler nun zum Verkauf an - bis zu fünf Millionen Euro könnte allein dieses Buch bringen.

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Jörg Förster vom Kunstministerium: "Es wäre ein unersetzbarer Verlust, wenn diese herausragenden Werke nicht mehr öffentlich zugänglich sind." Schon seit vorigem Jahr verhandelt der Freistaat mit dem Kloster, auch über einen Kauf.

Laut Ministerium habe man eine Frist bis Ende Juni vereinbart. Umso mehr sei man nun vom Wortbruch überrascht.

Nach einer Protestwelle von Historikern und Sachverständigen räumte Äbtissin Elisabeth Vaterodt zwar Fehler ein, legte diese Woche aber in einem Interview auf katholisch.de noch mal nach. Der Freistaat habe ein dem Ernst der Sache nicht gerecht werdendes Angebot über 1,2 Millionen Euro gemacht. Das Angebot auf dem internationalen Kunstmarkt will sie nicht zurückziehen.

Freistaat und Kloster betonen beiderseits, dass man weiter an einer gemeinsamen Lösung interessiert sei.