Tschüss, Hermi! Dresden trauert um die gute Seele vom Kulti
Dresden - Die Dresdner Kulturszene trauert um die "gute Seele" des Kulturpalastes. Bereits am 5. Juni verstarb Ex-Produktions- und Spielleiterin Irmgard Hermersdorfer im Alter von 82 Jahren. Am Freitag wurde Hermi auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden beigesetzt. Was Hermi gefreut hätte: Sie kann auf die nur 100 Meter entfernte Tanzschule ihrer Tochter "gucken".
Die Trauerfeier - eine liebevolle Hommage an Hermis Leben mit und für Künstler: Über 30 Jahre wirkte sie im Kulturpalast, erst als Sekretärin, später als Regieassistentin. 50 Jahre betreute sie den Bergsteigerchor Kurt Schlosser. Vom ersten Festival (1971) an war sie mit Herz und Leidenschaft beim Dixieland Festival dabei.
Seit Hermi 2001 in Rente ging, wirbelte sie jeden Tag in der Tanzschule "Luxor Dance Company" ihrer Tochter Manja Lätzsch (48). Ungezählt sind die Künstler, die sie im Laufe ihres Lebens traf, begleitete und denen sie freundschaftlich verbunden war.
Deshalb war es Ehrensache für die Dresdner Jazzband "Blue Dragons", auf Hermis Urnenbeisetzung zu spielen. Hermi hatte die Jungs als Grundschüler entdeckt und zum Dixieland Festival geholt. Schauspieler Ernst Dollwetzel (63) hielt die Trauerrede - eine Herzenssache für ihn. Er hatte Hermi Mitte der 80er-Jahre als Produktionsleiterin für die Kulti-Familienshow "Das Brückenmännchen" schätzen gelernt.
Chansonnette Dorit Gäbler (78) erinnerte mit dem Knef-Song "Für dich soll's rote Rosen regnen" an Hermis legendäre Frauentagsveranstaltungen "Rote Rosen" zu DDR-Zeiten (1979-'90). Vier Wochen lang war der Kulturpalast alljährlich fest in Frauenhand - bei bis zu 60 Vorstellungen standen DDR-Stars und "Westimporte" auf der Bühne.
Hermi, die dreifache Mama, kannte sie alle: Gilbert Becaud (†2001), Tony Marshall (83), Adamo (77), Milva (†2021), Johnny Cash (†2003), Ray Charles (†2004). Roy Black (†1991) schleuste sie unerkannt mit einer Perücke aus dem Kulti, mit Katja Ebstein (76) kaufte sie für die Ost-Mark-Gage Gemälde, mit Rex Gildo (†1999) Meissener Porzellan.
Hermi war eine Institution in Dresden. Immer im Hintergrund, immer bescheiden - und unvergessen.
Titelfoto: Holm Helis