Lehrermangel: Dresdner Schule lässt ganze Klasse tagelang zu Hause!

Dresden - An Vertretungsstunden und Unterrichtsausfall kommt in diesem Jahr kaum eine Schule vorbei. Doch an manchen Bildungsstätten fehlen so viele Lehrer, dass drastische Maßnahmen ergriffen werden: So lässt die 122. Grundschule "Am Palitzschhof" (300 Schüler) in Dresden-Prohlis jetzt eine ganze Klasse zu Hause.

An vielen Schulen wie der 122. Grundschule "Am Palitzschhof" in Prohlis herrscht Lehrermangel.
An vielen Schulen wie der 122. Grundschule "Am Palitzschhof" in Prohlis herrscht Lehrermangel.  © Petra Hornig

Anstatt in die Schule zu gehen und dort unterrichtet zu werden, blieben 27 Schüler einer vierten Klasse auf Bitten der Schule am Donnerstag und auch am gestrigen Freitag zu Hause. Der Grund ist ernüchternd: Lehrermangel!

"Aktuell kann der Grundbedarf leider nicht vollständig abgedeckt werden", erklärt Roman Schulz (62) vom zuständigen Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB).

So sei eine Lehrkraft seit Schuljahresbeginn langzeitkrank und weitere vier aktuell im Krankenstand. Außerdem verstarb im letzten Jahr der Schulleiter, drei Kollegen verließen das Haus, konnten noch nicht voll ersetzt werden.

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"Ich mache mir große Sorgen um mein Kind", sagt die Mutter eines betroffenen Viertklässlers. "Schon seit Wochen fällt Unterricht aus und nun sollen die Kinder gar nicht mehr in die Schule kommen."

Eine vierte Klasse mit 27 Kindern sollte jetzt zu Hause bleiben, anstatt in die Grundschule zu kommen. (Symbolbild)
Eine vierte Klasse mit 27 Kindern sollte jetzt zu Hause bleiben, anstatt in die Grundschule zu kommen. (Symbolbild)  © picture alliance/dpa-tmn

Nicht nur in Dresden ein Problem: "Der Lehrermarkt ist bundesweit leergefegt"

"Die Situation ist nicht befriedigend": Roman Schulz (62) ist der Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB).
"Die Situation ist nicht befriedigend": Roman Schulz (62) ist der Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB).  © Ralf Seegers

Landesamtssprecher Schulz spricht von "häuslicher Lernzeit". Die Schüler hätten einen Lernplan mit Übungsaufgaben erhalten. Zudem habe es ein Angebot für Notbetreuung gegeben, von dem zwei Familien Gebrauch gemacht hätten.

Mit einer Notlage aufgrund des Lehrermangels haben viele Schulen zu kämpfen. Auch für die LaSuB-Behörde sei die aktuelle Situation "nicht befriedigend", versichert Schulz. "Ich kann es nicht ausschließen, dass es ausfallbedingt an weiteren Schulen im Einzelfall zu vergleichbaren Kürzungen kommen kann."

Für Dresden liegen keine aktuellen Zahlen vor. Anfang September konnten in Sachsen von 1500 freien Lehrer-Stellen nur 1000 besetzt werden. Weitere 500 Lehrerinnen fehlen zurzeit, weil sie Nachwuchs erwarten.

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Schulz bedauert: "Der Lehrermarkt ist bundesweit leergefegt."

Titelfoto: Petra Hornig

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