Alter Dresdner Adelssitz wird ein Platz für alle: Jetzt beleben Bürger die Villa Akazienhof

Dresden - Seit mehr als 30 Jahren steht die Villa Akazienhof in Dresden Gruna leer. Doch seit die Stadt das Haus vor drei Jahren kaufte, kehrt Leben auf das Gelände zurück. Ein Nachbarschaftsverein verschreibt sich der Renaissance des Gartens - und hegt auch Pläne für das altehrwürdige Gemäuer.

Carsten Irmer (40, v.r.), Peter Pausendorf (82), Ringo Kätzel (34) und Gudula Rausendorf-Berger (65) vom Verein "In Gruna leben" haben sich der Villa Akazienhof angenommen.
Carsten Irmer (40, v.r.), Peter Pausendorf (82), Ringo Kätzel (34) und Gudula Rausendorf-Berger (65) vom Verein "In Gruna leben" haben sich der Villa Akazienhof angenommen.  © Petra Hornig

Das verlassene Anwesen aus dem 19. Jahrhundert ist in Gruna schon lange ein Thema. "Viele Bürger hatten zu DDR-Zeiten dort ihre Sprösslinge im Kindergarten", erzählt Carsten Irmer (40), Vorstandsmitglied beim Verein "In Gruna leben".

Als der Verkauf des Gebäudes durch die Erbengemeinschaft bekannt wird, machen sich die Männer und Frauen des Stadtteilvereins ans Werk.

In einem Workshop kommen sie auf die Idee für einen Nachbarschaftstreff, ein Wohnzimmer unter freiem Himmel. Doch es fehlt das nötige Kleingeld. Sie fragen beim Dresdner Sozialamt nach. Das macht 35.000 Euro aus einem Fördertopf locker: Genug, um Teile des Gartens vom Bewuchs und Gerümpel zu befreien.

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Die ersten Früchte dieser mühsamen Vorarbeit erntet der Verein vergangenes Jahr. Im Garten, der einen Pavillon und ein kleines Amphitheater beherbergt, veranstaltet "In Gruna leben" ab Juli 2022 kleine Konzerte, Grill- und Kochabende sowie einen Weihnachtsmarkt. Und es geht munter weiter: Eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt gilt zunächst bis Ende 2023.

Doch was ist mit der verfallenen Villa? Auch für die gibt es Vorstellungen. Der Verein steht über die Einrichtung eines Nachbarschaftszentrums in Gesprächen mit dem Stadtplanungsamt, hat weitere Anträge auf Förderung (105.000 Euro) gestellt.

"Um an dem Haus etwas zu machen, braucht es mehr Geld und Expertise", erklärt Irmer. Er und seine Mitstreiter hoffen deshalb, dass sich zukünftig noch mehr Leute für das Projekt in Gruna begeistern.

Die Stadtteilaktivisten bauen Garten-Gemüse in Hochbeeten an.
Die Stadtteilaktivisten bauen Garten-Gemüse in Hochbeeten an.  © Petra Hornig

Baron von Rosenbergs edle Heimstatt

Die Villa Akazienhof diente einem geheimnisvollen Baron im 19. Jahrhundert als Landhaus.
Die Villa Akazienhof diente einem geheimnisvollen Baron im 19. Jahrhundert als Landhaus.  © Petra Hornig

Die Villa Akazienhof trug früher einen anderen Namen: "Rosenberg-Villa". Der Name stammt von ihrem Erbauer: Baron Georg Otto Franz von Rosenberg, einem Stifter und Mäzen. Ihm zu Ehren erhielt wohl auch die nahegelegene Rosenbergstraße 1886 ihren Namen.

Der Baron ließ die Villa Mitte des 19. Jahrhunderts als Landhaus errichten. Damals war Gruna noch ein Dorf vor den Toren Dresdens. Bis 1921 blieb die Villa in Privatbesitz, danach nutzte der Fotopapier-Produzent Mimosa AG das Anwesen als Wohn- und Verwaltungsgebäude.

Zu DDR-Zeiten diente das Haus bis zur Wende als Hort und Kindergarten.

Titelfoto: Petra Hornig

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