Dresden - Exakt zwei Stunden nach ihrem Meet & Greet im "Hauses des Buches" betrat Altbundeskanzlerin Angela Merkel (70, CDU) am Montagabend die Bühne des Großen Saals im Dresdner Hygiene-Museum. Dort eröffnete zuletzt die neue Ausstellung "Freiheit". Den Titel teilt sie sich mit den Memoiren, aus denen Merkel vorlas. Doch über die Anfrage hatte sich die Kanzlerin a. D. zunächst gewundert.
"Ich konnte gar nicht fassen, dass ich ins Hygiene-Museum eingeladen wurde. Ich dachte erst, hier geht's mehr um Scheuermittel", schmunzelt Merkel in den abebbenden Applaus. Und der ausverkaufte Saal bekam einen Vorgeschmack für die nächsten anderthalb Stunden trockenen, nordischen Humor.
Auf 736 Seiten blicken Merkels langjährige Beraterin Beate Baumann (61) und sie auf zwei Leben zurück: vor und nach der Wahl zur Kanzlerin. "700 Seiten sind vielleicht etwas abschreckend", sagte Merkel.
Aber der Leser könne sich entscheiden, ob er lieber Finanzkrise oder Fußballweltmeisterschaft lesen wolle. So sei das Buch "durchaus etwas zum Schmökern".
Doch neben dem, was viele Anwesenden eh schon gelesen hatten, erfuhren die gut 500 Zuschauer so einiges über ihre Kanzlerin außer Dienst. So beschrieb sie sich als "rustikales Kind", das gern mit den Hühnern zusammen Wasser trank. Später rauchte Merkel täglich eine Schachtel Filterzigaretten der Marke "Club", bis sie wegen zu vieler Erkältungen damit aufhörte.
Angela Merkel: Freiheit braucht demokratische Bedingungen
Und dass sie als Ostdeutsche auch heute noch darunter leidet, immer wieder ihre Zugehörigkeit zu Deutschland unter Beweis stellen zu müssen. "Auch nach 30 Jahren Wiedervereinigung taugte mein Leben in der DDR bestenfalls der Skandalisierung", erinnert sie sich.
Vergangene Woche eröffnete die Ausstellung "Freiheit" im Deutschen Hygiene-Museum. "Ausgehend von Befreiungsversuchen in den großen Revolutionen seit dem 18. Jahrhundert erzählt sie von der unvollendeten Geschichte der Freiheit. Dabei nimmt sie vor allem die Bürgerrechtsbewegungen in Polen, Tschechien und Ostdeutschland vor und nach 1989 in den Blick. Worin glichen und worin unterschieden sie sich? Und wie wirken ihre Freiheitsideale bis heute nach?", schreiben die Macher.
Für Merkel ist "wahre Freiheit keine Freiheit von etwas". Sondern zeige sich "in der Verantwortung für etwas". Freiheit brauche demokratische Bedingungen.
Denn "ohne Demokratie gibt es keine Freiheit". Deshalb müsse sie im Innern und Außen verteidigt werden. Denn "Freiheit muss für alle gelten".