Apfel-Schwemme in der Region Dresden: Erste Mostmacher sind schon ausgebucht

Dresden - Es ist das Jahr der Apfel-Flut. Letztes Jahr gähnende Leere, dieses Jahr Überfülle: Die Natur hat den Turbo eingelegt. Statt "Ein Apfel am Tag" heißt es in Dresden jetzt: "Ein Eimer am Tag". Und nun stapeln sich Körbe, Kisten und Karren voller Obst. Die große Frage: Was tun mit der Apfel-Schwemme?

Bei Sonntagssaft-Chef Dominic Sonntag (40) stehen Kisten voller Äpfel.
Bei Sonntagssaft-Chef Dominic Sonntag (40) stehen Kisten voller Äpfel.  © Thomas Türpe

"Letztes Jahr war komplett tote Hose - jetzt kommt das, was damals gefehlt hat, noch obendrauf", sagt Dominic Sonntag (40), Geschäftsführer der Bio-Kelterei "Sonntagssaft" in Possendorf. Sie haben bereits über 40.000 Liter Saft gepresst – und die Saison läuft noch eine Weile.

Termine gibt’s noch genug, auch wenn man nicht immer gleich am nächsten Tag drankommt. "In unserem stärksten Jahr haben wir 200.000 Liter gepresst. Da werden wir dieses Jahr mit Sicherheit drüber kommen".

Ähnlich die Lage bei der mobilen Saftpresse "Apfel-Paradies" von Uwe Riedel (62) und Andreas Wegener (63): "Unsere Termine sind restlos ausgebucht. Sogar die Zusatztermine sind alle weg", erklärt Riedel.

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Gern würden sie mehr Termine anbieten, doch sie sind schon jetzt an ihrer absoluten Kapazitätsgrenze. Der Grund: Die Obstbäume hatten 2024 ein Ausruhjahr. "Jetzt tragen alle gleichzeitig und das führt zu dieser Apfelschwemme."

Apfelparadies-Kunde René Baumann (50) freut sich über den Saft aus seinen Äpfeln.
Apfelparadies-Kunde René Baumann (50) freut sich über den Saft aus seinen Äpfeln.  © Ove Landgraf

Tafeln in der Region nehmen Äpfel gerne an

Andreas Wegener (63) presst die Maische.
Andreas Wegener (63) presst die Maische.  © Ove Landgraf

Kunde René Baumann (50) kommt schon seit mehreren Jahren zur mobilen Presse. Er freut sich über die Ernte seines kanadischen Apfelbaums: "Dieses Jahr trägt er richtig viel. Den Saft machen wir vor allem für die Kinder."

Vor Ort läuft alles Hand in Hand: Äpfel waschen, schlechte aussortieren, dann werden sie mit 40 Tonnen Druck acht Minuten lang gepresst. Und am Ende gibt es den eigenen Saft in Kartons.

Wer noch eine Lücke sucht: Die Siebenlehner Obstkelterei Heide mit einer Annahmestelle in Rippien (bei Bannewitz) hat noch Kapazitäten. "Wer seine Äpfel bei uns abgibt, erhält Gutscheine für unser Sortiment. Für 100 Kilogramm Obst gibt es für 86 Flaschen Saft nach Wahl jeweils 50 Cent Rabatt", erklärt Geschäftsführerin Katrin Eberhard (58).

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Und wenn es mit dem Pressen nicht klappt? Auch dann muss niemand seine Äpfel wegwerfen. Die Tafeln in der Region nehmen vielerorts frisches Obst an. Außerdem bietet die Volkshochschule Dresden Kurse zum Einkochen und Konservieren an. So könnte aus der Apfelschwemme auch ein Wintervorrat werden.

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf, Thomas Türpe

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