Demo statt Klassenzimmer: Tausende Schüler protestieren gegen Wehrdienst-Pläne

Dresden - Am Freitag um 10 Uhr starteten in ganz Deutschland Proteste gegen die Wehrpflicht - organisiert von Schülerinnen und Schülern. Auch in Dresden gingen zahlreiche Menschen auf die Straße.

Organisator Hendrik Harzer (23) möchte mit der Aktion eine klare Botschaft senden: Die Jugend fordert Mitspracherecht.
Organisator Hendrik Harzer (23) möchte mit der Aktion eine klare Botschaft senden: Die Jugend fordert Mitspracherecht.  © Thomas Türpe

Am frühen Freitagmittag stimmte dann der Bundestag dem umstrittenen Wehrdienst-Modernisierungsgesetz zu.

Die Initiative "Schulstreik gegen Wehrpflicht" hatte zuvor zu deutschlandweiten Demonstrationen aufgerufen.

Auf deren Website heißt es: "Die Wehrpflicht soll wieder eingeführt werden. Zunächst als 'freiwilliger Wehrdienst', doch schon jetzt steht fest: Wenn sich nicht genug von uns melden, soll erst das Los entscheiden und dann kommt die Pflicht für alle. Es heißt, wir sollen für Deutschland Krieg führen können."

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Weiter verweisen sie auf das Recht, in Frieden zu leben, und auf Artikel 4 Absatz 3 des Grundgesetzes, nach dem niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden darf.

Aus Protest pfiffen auch in Dresden Schüler und Schülerinnen auf den Unterricht und gingen auf die Straße. Zahlreiche junge Menschen, aber auch Eltern, waren zu der Demo am Postplatz erschienen.

Von dort aus zogen die Demonstranten am Freitagmittag durch die Dresdner Innenstadt, liefen zunächst in Richtung Rathaus, ehe es weiter zum Pirnaischen Platz ging. Entlang des Terrassenufers ging es dann wieder zurück zum Postplatz.

Im Gespräch mit TAG24 betonte Organisator Hendrik Harzer (23) die Motivation Tausender Schüler und Schülerinnen: "Die Jugend möchte ganz klar selbst entscheiden, wie sie ihre Zukunft gestaltet. Ihre Interessen werden offensichtlich mit Füßen getreten." Er befürchtet, dass die Freiwilligkeit nur der Anfang ist und diese immer weiter aufgehoben wird, bis der Wehrdienst wieder verpflichtend ist.

Mit Plakaten machten die Demonstranten klar, dass sie gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht sind.
Mit Plakaten machten die Demonstranten klar, dass sie gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht sind.  © Thomas Türpe
Zahlreiche Demonstranten versammelten sich am Postplatz.
Zahlreiche Demonstranten versammelten sich am Postplatz.  © Thomas Türpe

Schüler und Eltern gehen gegen die Wehrpflicht auf die Straße

Schüler und Schülerinnen ließen am Freitag den Unterricht sausen, um zu demonstrieren.
Schüler und Schülerinnen ließen am Freitag den Unterricht sausen, um zu demonstrieren.  © Thomas Türpe

Schätzungsweise 2000 Menschen hatten sich zu der Demo eingefunden, wo sie friedlich ihren Unmut über die Entscheidung der Bundesregierung kundtaten.

Dass die Politik vor allem über die Köpfe junger Menschen hinweg Entscheidungen trifft, stößt den Schülern sauer auf, wie einige von ihnen vor Ort erzählen.

"Es wird etwas verpflichtend gemacht, das wir so nicht unterstützen", so drei 17-jährige Schüler, die für die Demo aus Plauen angereist sind.

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"Wir könnten selber im Krieg sterben, wir könnten auch andere Leute töten, die wir gar nicht kennen. Das ist für uns sinnlos."

Die Jugend sollte mehr Mitbestimmungsrecht haben, findet auch eine Gruppe Zwölfjähriger, die sich der Demo angeschlossen hat. Gegenüber der Bundesregierung finden sie klare Worte: "Die wissen nicht, wie man sich fühlt, wenn man selbst in den Krieg gehen soll. Wir sollen das machen, was die sagen. Das ist unfair."

Nicht nur die Jugendlichen wünschen sich durch die Aktion, von der Politik mehr gehört zu werden und in diese lebensverändernde Entscheidung eingebunden zu werden.

Die Schüler verschafften sich auf dem Postplatz lautstark Gehör.
Die Schüler verschafften sich auf dem Postplatz lautstark Gehör.  © Thomas Türpe

Auch Eltern wie der vierfache Familienvater Matthias Wilde wollen ihre Stimme erheben, allerdings: "Ich habe die große Befürchtung, dass wir - wie in vielen anderen Sachen auch - kein Gehör finden werden", so der 43-Jährige.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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