Dresden hat jetzt Sachsens erste Klinik-Schule für Problemkinder

Dresden - Sie schreien, schlagen, werden scheinbar grundlos aggressiv: Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen weder in Familie noch Kindergarten oder Schule klar. Sachsenweit einmalig haben Uniklinikum und Christliches Sozialwerk jetzt eine "Schule für Systemsprenger" aufgebaut.

Dr. Katja Albertowski (52), Oberärztin an der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie, zeigt eine der Handpuppen, mit denen in der Schule gearbeitet wird.
Dr. Katja Albertowski (52), Oberärztin an der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie, zeigt eine der Handpuppen, mit denen in der Schule gearbeitet wird.  © Norbert Neumann

Es ist Dresdens kleinste "Schule": Ein Klassenraum mit Lehrerin reicht aus für acht Schüler. Es gibt einen Spind mit Foto pro Kind, Toiletten und einen Pausenraum.

Der Rest unterscheidet sich deutlich vom Schulalltag. Auf meist zwei Kinder kommt ein Therapeut oder Arzt, nach zehn Minuten gemeinsamem Lernen kann sich zurückgezogen werden. Im neuen "Zentrum für Entwicklungsstörungen" werden Schüler betreut, an denen Erzieher oder Lehrer scheitern und die als nicht beschulbar gelten.

Bisher gab es dafür kaum Angebote. Nachdem Konflikte eskaliert waren, wurden die Kinder akut in Krankenhäuser eingeliefert. Dort steht das kurzfristige Beruhigen im Mittelpunkt, nach zwei bis drei Tagen wird entlassen, kurze Zeit später wurden die Kinder erneut eingeliefert.

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Das neue Konzept will für diese Patienten, die meist geistige Behinderungen und weitere Entwicklungsstörungen wie ADHS haben, Schulbesuche wieder möglich machen.

Lehrerin Jeannine Ufer (42) im einzigen Klassenzimmer der Schule.
Lehrerin Jeannine Ufer (42) im einzigen Klassenzimmer der Schule.  © Norbert Neumann
Klare Symbole versuchen, in der Klinik-Schule einhaltbare Regeln zu vermitteln.
Klare Symbole versuchen, in der Klinik-Schule einhaltbare Regeln zu vermitteln.  © Norbert Neumann
Momentan wird in dem "Zentrum für Entwicklungsstörungen" acht Kindern geholfen, die an regulären Schulen zu scheitern drohen.
Momentan wird in dem "Zentrum für Entwicklungsstörungen" acht Kindern geholfen, die an regulären Schulen zu scheitern drohen.  © Norbert Neumann

Tagesklinik-Schule in Dresden: Kosten müssen selbst getragen werden

Gilbert Häfner (66, l.) und Peter Leuwer (65) halten den Check von über 10.000 Euro für die Tagesklinik-Schule.
Gilbert Häfner (66, l.) und Peter Leuwer (65) halten den Check von über 10.000 Euro für die Tagesklinik-Schule.  © Norbert Neumann

Die Kinder werden für drei Monate in der Tagesklinik-Schule aufgenommen.

Weil die Patienten meist nicht klar ausdrücken können, was Auslöser ihres Verhaltens ist, wird dann zumeist beobachtet. Danach wird mit dem Ziel therapiert, die Kinder wieder in ihre eigentliche Schule einzugliedern. Jeweils Mittwoch wird in der Stammschule geschaut, wie die neuen Hilfen anschlagen.

"In solch komplexen Fällen reicht es nicht, nur therapeutisch oder nur pädagogisch zu agieren, die neue Form der Zusammenarbeit ist ein Segen", sagt Professor Veit Rößner (47) Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Nachfrage nach den Plätzen ist hoch, die aktuell acht Schulplätze werden auf 12 erhöht, ein Neubau ist geplant.

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Die Klinik-Schule befindet sich in freier Trägerschaft. Weil die Kosten dafür zum Anfang selber getragen werden müssen, hilft der Rotary Club Dresden-Goldener Reiter mit über 10.000 Euro Spendengeldern.

Titelfoto: Norbert Neumann

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