Dresdner Mieter kämpfen gegen Immobilien-Spekulanten
Dresden - Ein altes Pfarrhaus in Löbtau, Baujahr 1895, soll zu einem solidarischen Ort für Wohnen, Nachbarschaft und Gemeinschaft werden. In der Emil-Ueberall-Straße 6 hat sich rund um das Haus eine engagierte Gruppe formiert. Ihr Ziel: das Gebäude dem spekulativen Immobilienmarkt zu entziehen und stattdessen langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Menschen bekommen über die Genossenschaft die Möglichkeit, sich ein Stück "kollektives Eigentum" zu schaffen, das sie sich allein, zum Beispiel über einen Hauskauf auf dem freien Markt, oft nicht leisten könnten.
"Wir hatten auch schon Fälle, wo Investoren kamen und mehr bezahlt haben", erklärt Johannes Feldhauer (35) von der Wohngenossenschaft Dresden. "Deshalb brauchen wir Partner wie Kirche oder Stadt, die nicht meistbietend verkaufen müssen."
Die Genossenschaft will das Haus kaufen, sanieren und gemeinsam mit den bisherigen Mietern weiterentwickeln.
Die Finanzierung ist ambitioniert. Etwa 300.000 Euro Eigenkapital müssen durch Genossenschaftsanteile zusammenkommen. Ab 500 Euro kann man sich beteiligen.
"Je weniger wir für das Haus ausgeben müssen, desto besser für alle", so Feldhauer. Die Miethöhe wird nach dem Kostenprinzip berechnet und soll sich langfristig stabil im Bereich des Mietspiegels bewegen.


Besonderes Projekt begeistert Mieter und Politik

"Ich wohne seit 25 Jahren hier", sagt Mieter Andreas Reichel (58). "Mich hat immer die Mischung aus Wohnen und öffentlichen Aktivitäten fasziniert. Der aktuelle Prozess ist spannend – es ist schön zu sehen, wie engagierte Menschen dazukommen."
Auch die Politik zeigt sich interessiert: "Solche Orte wie diesen hier zu schaffen, ist enorm wichtig", sagt Albrecht Pallas (45, SPD), Landtagsabgeordneter. "Der Genossenschaftsgedanke ist großartig. Die Leute können sich gemeinsam Eigentum schaffen, was sonst auf dem Immobilienmarkt gar nicht möglich wäre."
Noch ist jedoch nichts sicher, aber vieles in Bewegung. Der Kauf ist für den Herbst geplant. Die Gespräche mit der Kirche laufen seit Jahren, die Finanzierung rückt näher.
Am Sonntag wird das Projekt beim Tag der offenen Tür (14–17 Uhr) vorgestellt.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel