Dunkles Dresden: Ist jetzt unsere Sicherheit in Gefahr?
Dresden - Wird die Straßenbeleuchtung gedimmt? Geht in Gewerbegebieten nachts schon bald ganz das Licht aus? Beides steht zwar noch auf dem Prüfstand, genauso wie die Abschaltung jeder zweiten Laterne in bestimmten Straßenzügen. Fakt ist jedoch: Laut der Energie-Verordnung des Bundes ist auch Dresden an Vorgaben gebunden.
Das Straßen- und Tiefbauamt will deshalb in den nächsten Tagen einen Plan vorlegen. "Wir schalten eben nicht einfach pauschal die Straßenbeleuchtung ab", sagt Rathaussprecher Kai Schulz (47).
"Wir prüfen jeden Straßenzug unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit, aber zum Beispiel auch danach, wie viele Menschen dort unterwegs sind und ob uneinsehbare Bereiche entstehen würden."
Dass nachts jede zweite Laterne nicht angehen könnte, ist in Dresden nichts Neues.
Auch in den vergangenen Jahren gab es Phasen, in denen aus Spargründen zu diesem Mittel gegriffen wurde.
"Trotzdem konnten wir zu jeder Zeit ein akzeptables Beleuchtungsniveau gewährleisten", so Schulz.
Die Stadt befindet sich zudem im ständigen Austausch mit der Polizei und nimmt jeden Bürgerhinweis ernst, um gegebenenfalls nachsteuern zu können. "Sollten sich Orte als zu dunkel erweisen, lassen sich zusätzliche Leuchten auch wieder in Betrieb nehmen."
Beleuchtung hat laut Studien Einfluss auf das Sicherheitsgefühl von Menschen
Indes belegen verschiedene Studien, dass Beleuchtung nachweisbar einen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Menschen hat.
"Insbesondere Frauen und ältere Menschen fühlen sich an dunkleren Orten häufig unwohl und haben Angst vor Übergriffen oder körperlicher Gewalt", weiß Polizeisprecher Stefan Grohme (42).
"Gleichzeitig ist jedoch kein direkter Zusammenhang zwischen Beleuchtung und Kriminalität nachweisbar."
Einen erkennbaren Kriminalitätsanstieg erwartet die Polizei in Dresden nicht. Daher wird es zunächst keine zusätzlichen Maßnahmen vonseiten der Beamten geben.
"Sollten sich jedoch in der Folge konkrete Orte identifizieren lassen, an denen die Kriminalität merklich zugenommen hat, werden wir reagieren."
Was Dresdner zur gedimmten Straßenbeleuchtung in Dresden sagen
Seit Monatsbeginn werden des Nachts unter anderem Brücken, Denkmale und markante Häuserfassaden nicht mehr angeleuchtet, Werbereklame abgeschaltet.
Wie wirkt sich das auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen aus?
"Mich stört das alles nicht", sagt Gabriele (38) aus Dresden. "Ich gehe früh schlafen."
Ein 51-jähriger Coswiger berichtet davon, dass in seiner Straße seit etwa zehn Jahren stets ab 22 Uhr das Licht jeder zweiten Laterne nicht angeht. "Das ist kein Problem."
Wer sich dennoch fürchtet, sollte abends eben nicht mehr allein vor die Tür gehen. Ein anderes Paar empfiehlt, Pfefferspray bei sich zu führen und bestimmte Ecken wie den Wiener Platz bei Dunkelheit zu meiden.
Dort ist Rentner Harald Franke (87) nur um die Mittagszeit anzutreffen. "Ich habe keine Angst. Abends mache ich keine großen Sprünge mehr."
Luisa (23) meint: "Gerade als Frau ist es sicher nicht so schön, wenn man durch den Park geht und es dort dunkel ist. Ich schaue aber, dass ich stets eine Taschenlampe dabeihabe."
Indes kann Klara (26) aus Dresden einer dunkleren Stadt auch etwas Positives abgewinnen. "Das ist deutlich besser für die Tiere, weil die sowieso schon eine riesige Lichtverschmutzung ertragen müssen."
Niklas (22) findet es hingegen auch nicht so toll, dass beispielsweise Brücken finster bleiben. "Wir haben jetzt aber nun mal diese Energiekrise, weil Leute in der Ukraine sterben. Da müssen wir auch etwas zurückstecken."
Titelfoto: DPA / Robert Michael