Er ist heute Striesens Nummer 1: Wie aus dem Tabak-Kicker der Vereins-Chef wurde
Dresden - Christian Ballin (44), Vorsitzender der SG Dresden-Striesen, lebt das Ehrenamt wie kaum ein anderer. Er wurde Trainer als Teenager, Manager im Studium und machte sich später sogar selbstständig, damit er genug Zeit für seinen Verein hat.
Geboren in Zittau, mit sechs nach Dresden gezogen - schon als Kind begann für Christian die große Fußballliebe.
"Ich habe vorher in Zittau ein bisschen hobbymäßig gespielt, und hier bei Tabak Dresden meinen ersten richtigen Verein gefunden." Mit 15 übernahm er seine erste D-Jugend, parallel zum eigenen Training.
Sein erstes prägendes Erlebnis? "Dass mich meine Mitschüler plötzlich gesiezt haben, weil ich ihr Trainer war. Das war lustig - und ein bisschen peinlich", sagt er und lacht.
Doch der Respekt kam nicht von ungefähr: "Wir bieten hier leistungsorientierten Sport, aber eben auch Werte wie Disziplin, Ordnung, Gemeinschaft. Das hebt uns von anderen Vereinen ab."
Mit 16 machte Christian die Trainerlizenz, wurde sogar Schiedsrichter. Später, im BWL-Studium, rutschte er in die Vorstandsarbeit: "Unser Vorstand war damals relativ alt. Da war klar, dass wir Jüngeren irgendwann den Staffelstab übernehmen."
Christian Ballin ist Vorsitzender der SG Dresden-Striesen
Heute ist er Vorsitzender - eine Aufgabe, die man nicht einfach nebenbei erledigt.
"Ich kümmere mich um alles: Platzbelegung, Trainingszeiten, Sponsorentermine, Kommunikation mit Stadt, Verbänden, Politik. Und wenn’s sein muss, mache ich auch mal die Wäsche oder putze irgendwas."
Der Umfang wurde so groß, dass Christian beruflich eine drastische Entscheidung traf: "Ich war vorher an Bürozeiten gebunden. Das hätte den Vorsitz in diesem Umfang unmöglich gemacht. Deshalb habe ich mich vor sechs Jahren als Unternehmensberater selbstständig gemacht."
Und so arbeitet er täglich für seinen Verein - und zwar tatsächlich täglich: "Ein bis zwei Stunden fallen während des Arbeitstages an. Auf dem Platz bin ich drei- bis viermal die Woche, jeweils zwei bis drei Stunden."
Seine größte Herausforderung? Eindeutig Personal. "Es ist schwer, Leute zu finden, die wirklich dauerhaft Verantwortung übernehmen."
Und dann ist da noch das Geld: "Wenn Stadt und Land Fördermittel kürzen, ist das ein Armutszeugnis. Wir müssen dann neue Geldquellen finden - und das, obwohl alle Vereine was brauchen!"
Warum er dennoch alles liebend gern macht? Die Antwort kommt ohne Zögern: "Es macht mir Spaß, mit jungen Trainern und Ehrenamtlichen zu arbeiten. Man ist dankbar für den Austausch."
Titelfoto: Montage: Holm Helis

