Erschöpfte Brieftauben landen in Dresden: Tierschützer schlagen Alarm
Dresden - Sie fliegen für Medaillen - und stranden in Dresden. Jedes Jahr im Mai beginnt die Saison der Brieftauben-Wettflüge. Tausende Tiere werden quer durch Europa geschickt. Viele finden den Weg nicht zurück, landen erschöpft oder verletzt in der Stadt. Die Stadttauben-Initiative – offiziell nicht zuständig – kommt mit der Versorgung nicht hinterher. Von Stadt und Tierheimen allein gelassen, schlägt sie nun Alarm.
Alles in Kürze
- Tierschützer in Dresden schlagen Alarm wegen erschöpfter Brieftauben.
- Über 100 Brieftauben landeten seit Mai bei der Initiative.
- Stadt und Tierheime werden für mangelnde Unterstützung kritisiert.
- Tierschützer fordern Umdenken und gemeinsame Strategie.
- Brieftauben-Wettflüge verursachen jährlich Tierleid in Dresden.

Seit Mai seien über 100 Brieftauben bei der Initiative gelandet. Nun weiß sie nicht, wohin mit den ganzen Tieren: "In den Volieren haben wir nicht mal mehr Platz für die Stadttauben", so Tierschützerin Marta Broll (43).
Dabei verweist die Stadt gegenüber TAG24 auf klare Zuständigkeiten: "Fundtiere liegen in der Verantwortung des Städtischen Tierheimes Dresden."
Finder machen jedoch andere Erfahrungen: "Eine Brieftauben-Melderin hat uns erzählt, dass sie dort rabiat abgewiesen wurde", erklärt Taubenschützerin Dorothea Meichsner (53). Wie viele andere wandte sie sich daraufhin an die Initiative.
Dass sich sonst keiner in der Pflicht sieht, ist für Tierschützerin Broll eines der größten Probleme: "Unzählige Brieftauben sind jährlich unterwegs und sobald sie vom Himmel fallen, fühlt sich keiner verantwortlich."
Für sie allerdings noch makaberer: "Dass die Nachzügler vom Züchter rigoros aussortiert werden, er das Recht hat, sie auszusetzen oder zu töten. Er muss nämlich, trotz Tierschutzgesetz, keine Konsequenzen fürchten", wütet sie weiter.
Marta Broll fordert Umdenken bei Stadt und Tierheimen

Warum das Hobby trotz Tierleids floriert? Für Tierschützerin Meichsner liegt es auf der Hand: "Das ist das Rennpferd des armen Mannes." Die Haltung ist günstig, bei Siegen winken hohe Preisgelder.
Während die Stadt rät, geschwächte Tiere mit Wasser und Futter zu versorgen, weil die Tiere ihre Reise danach meist fortsetzen, sehen es die Tierschützer anders: "Die allerwenigsten Tauben sind in einem Zustand, wo sie weiterfliegen können. Das darf aber nicht einfach weiter auf unseren Schultern abgeladen werden", betont Broll.
Besonders frustrierend für die Tierschützer: Aktuell sind sie mit der Minimierung der Stadttauben-Population beschäftigt, das wird jedoch durch gestrandete Brieftauben zunichte gemacht.
Deshalb fordert sie eine gemeinsame Strategie mit Stadt und Tierheimen.
Titelfoto: Thomas Türpe