Nicht nur im Herzen: Deshalb trägt der "Tramfluencer" die Straßenbahn nun auch im Ohr
Dresden - Dresdens bekanntester Straßenbahnfahrer, Maik Zeuge (47), trägt die Tram nicht nur im Herzen, sondern auch im Ohr. Wie es dazu gekommen ist, erzählte der "Tramfluencer" TAG24-Redakteurin Janina Rößler (23), im Interview.
Was zunächst lustig klingt, ist es eigentlich gar nicht: Denn bei dem 47-Jährigen wurde im Jahr 2016 ein Cholesteatom diagnostiziert - ein gutartiger Tumor in seinem rechten Ohr.
Er erklärte, dass dieser nicht mit Medikamenten behandelt werden kann. Mittlerweile wurde er deswegen bereits fünfmal operiert.
Infolge der Erkrankung ist Maik heute auf Hörgeräte angewiesen - seit diesem Jahr auf ganz besondere Weise!
"Ich habe den Anruf von meinem Hörgeräteakustiker bekommen, der sagte: 'Maik, wir müssen uns unbedingt treffen, wir haben da eine coole Idee'", erklärte er.
Gesagt, getan: Schnell machte er sich auf den Weg, ließ einen Abdruck seines Ohrs anfertigen und bekam wenig später das Ergebnis zu Gesicht - zwei Hörgeräte im Straßenbahn-Design!
Seitdem trägt er die Trams auch im Ohr - und das mit Stolz. Der 47-Jährige möchte nun zeigen, dass man auch mit einer Behinderung als Straßenbahnfahrer arbeiten kann.
Dass das möglich ist, zeigt der "Tramfluencer" jeden Tag aufs Neue, wenn er mit seinen Trams durch Dresden rollt.
Maik Zeuge möchte bis ins Rentenalter Straßenbahn fahren
"Wenn ich mir nichts zuschulden kommen lasse und die Gesundheit mitspielt, ist das meine letzte Station im Berufsleben - und vielleicht, wenn es hinhaut, sogar darüber hinaus", sagte Maik. Immerhin gibt es bei der DVB die Möglichkeit, auch im Rentenalter noch Straßenbahn zu fahren.
Das Schönste im Berufsalltag ist für ihn, wenn er Kinder an der Haltestelle sieht, die sich freuen und ihm zuwinken.
Er verriet TAG24: "Das ist für mich Regel Nummer eins als Straßenbahnfahrer: Winke zurück, wenn jemand winkt!" Selbst wenn davor etwas Doofes passiert war - in diesen Momenten ist alles wieder vergessen.
Doch auch wenn es solche schönen Begegnungen gibt, ist der Job nicht immer leicht. Von der ersten bis zur letzten Minute muss er hoch konzentriert sein. Schließlich ist es seine Verantwortung, Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen - und gleichzeitig für andere Verkehrsteilnehmer mitzudenken.
"So eine Bahn kann 55 Tonnen wiegen und der Bremsweg kann manchmal ganz schön lang sein", so der 47-Jährige. Das Wichtigste ist für ihn jedoch, am Ende eines Dienstes sicher und gesund daheim anzukommen.
Am liebsten ist er mit der Linie 2 unterwegs, denn diese führt an seinem Zuhause vorbei. Im Interview offenbarte er sogar, welche Linien er nicht so gern fährt: "Unter uns, also die 10 und 12 sind jetzt keine Linien, die ich gern dreimal in der Woche fahren würde."
Und wenn er selbst eine Bahn designen dürfte? Dann würde auf der Seite groß "Tramfluencer on Tour" stehen. "Ich auf einer Straßenbahn, das wär schon was."
"Tramfluencer" Maik Zeuge erlebte auch weniger schöne Situationen
Doch es läuft nicht immer rund: Manchmal kommt es zu unschönen Begegnungen.
So stieg eines Tages ein ortsbekannter Obdachloser samt Einkaufswagen in seine Bahn. Maik bat ihn freundlich, das Fahrzeug wieder zu verlassen, doch der Mann weigerte sich vehement. Am Ende wurde der 47-Jährige sogar beleidigt und bespuckt.
In solchen Situationen gilt natürlich der Eigenschutz, aber auch an andere Fahrgäste wird gedacht.
Trotz solcher Erlebnisse bleibt er gelassen. "So etwas gehört zum Leben dazu", sagte der "Tramfluencer". Schon bevor er den Beruf ergriff, hatte er sich Gedanken darüber gemacht, was ihm im Alltag alles begegnen könnte.
Gedanken macht er sich allerdings auch über etwas deutlich Alltäglicheres: Toilettengänge während des Dienstes! Er verriet, dass er an jeder Endhaltestelle auf die Toilette geht.
"Ich weiß ja nie, was unterwegs passiert. Ich kann drei Haltestellen gefahren sein und stehe dann in einer Verkehrsstörung anderthalb Stunden", so Maik.
Falls doch einmal ein dringendes Geschäft erledigt werden muss, würde er seine Fahrgäste informieren, schnell zum nächsten Bäcker hereinrennen und fragen, ob er dort die Toilette benutzen darf.
Maik Zeuge ist Botschafter für das Kinderhospiz Bärenherz
Neben seiner Arbeit gibt es für Maik noch eine weitere, besonders wichtige Sache: das Kinderhospiz Bärenherz!
Seit Anfang Dezember ist der 47-Jährige nun offizieller Botschafter dafür.
In diesem Jahr hatte sich der "Tramfluencer" bereits mehrfach für das Hospiz engagiert - ein Anliegen, das ihm besonders am Herzen liegt.
Titelfoto: Montage: Holm Helis

