Dresden - Kein anderer Rapper stand in diesem Jahr so im Fokus wie Haftbefehl (39). Die Netflix-Doku "Babo - Die Haftbefehl-Story" erzählt zwar vom Absturz des Rap-Stars, lenkt aber auch den Blick auf die Musik und Reimkunst von Aykut Anhan, so der bürgerliche Name von Haftbefehl. Seitdem wird diskutiert: Gehört Gangsta-Rap ins Klassenzimmer, in den Musikunterricht? Die Hochschule für Musik (HfM) widmet dem Thema am Dienstag eine öffentliche Gesprächsrunde.
Ein haltloser Mensch im Dauerrausch, exzessiver Drogenkonsum, eine fast weggekokste Nase: Die immens erfolgreiche Netflix-Dokumentation "Babo - Die Haftbefehl-Story" porträtiert einen Künstler am Abgrund.
Schonungslos werden die Schattenseiten des Gangsta-Rap-Milieus gezeigt. Im Zuge des Films wurde aber auch deutlich, dass dieses Musik-Genre bei aller inhaltlichen Problematik eine Kunstform ist.
Eine überaus populäre dazu, die vor allem in der Alltagsrealität junger Menschen eine große Rolle spielt. Der Stadtschüler:innenrat von Offenburg am Main, Heimatstadt von Haftbefehl, regte schließlich an, den Rapper im Unterricht zu behandeln.
Seitdem wird diese Forderung bundesweit diskutiert. Wie die HfM mitteilt, zeige die Debatte, wie eng musikalische und gesellschaftliche Gegenwart miteinander verwoben seien.
Im kleinen Saal der Musikhochschule findet die Gesprächsrunde statt
Anlass für die öffentliche Gesprächsrunde "Diskussion über Haftbefehl im (Musik-)Unterricht" am Dienstag von 16 bis 17.30 Uhr im Kleinen Saal. Man wolle ein Zeichen setzen für eine zeitgemäße und gesellschaftlich relevante Musikpädagogik.
"Techno und Rap sind die meistgestreamten Musikkulturen überhaupt", sagt Lukas Bugiel, seit diesem Wintersemester Professor für Musikdidaktik und Musikpädagogik an der HfM Dresden.
Viele Lehramtsstudierende würden darauf warten, dass die Lehrenden sich endlich professionell mit den Gegenwartskulturen auseinandersetzen.
Bugiel: "Wir müssen klären, warum Musik in der Schule unterrichtet wird, welche Ziele Musikunterricht verfolgt - und ob Rap und Techno dazugehören sollen." Es gäbe gute Gründe dafür und ebenso schlüssige Einwände dagegen. "Eine Hochschule ist genau der Ort, um diese Argumente zu prüfen."
Auf dem Podium sprechen neben Bugiel Experten von Unis aus Köln, Frankfurt und Marburg, aber auch der Offenbacher Stadtschülersprecher Luca Dobrita sowie HfM-Studierende der Fachrichtung Lehramt Musik. Außerdem werden Dresdner Schüler mitdiskutieren.