Gemälde und verschlammte Fotoapparate: Stadtarchiv zeigt anrührende Flut-Zeugnisse der Dresdner

Dresden - Es war eine Katastrophe historischen Ausmaßes: In dieser Woche jährt sich die Jahrhundertflut zum 20. Mal. Das Stadtarchiv macht in einer besonderen Ausstellung Erinnerungen der Dresdner an diese bewegende Zeit lebendig.

Amtsleiter Thomas Kübler (57) sichtet Flutbilder für die Ausstellung im Stadtarchiv.
Amtsleiter Thomas Kübler (57) sichtet Flutbilder für die Ausstellung im Stadtarchiv.  © Steffen Füssel

Das Stadtarchiv hatte die Bürger selbst um Mithilfe für die Schau und um Erinnerungsstücke, Fotos und Tagebücher zum Flut-Geschehen von 2002 gebeten.

Hunderte Dresdner übergaben Sachen, von denen einige ausgestellt werden. "Im Vordergrund steht weniger die Chronik des Hochwassers, sondern die persönlichen Erinnerungen und Geschichten der Betroffenen", erklärt Amtsleiter Thomas Kübler (57).

So hatte das schmutzige Wasser auch den Keller von Renate Fehrenbach (74) aus Dresden geflutet, persönliche Dinge beschädigt. Darunter ein seltener Nussknacker, den sie sich 1965 von ihrem ersten Lehrlingslohn in einem Laden an der Hauptstraße gekauft hatte.

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Es schmerzte die Seniorin so sehr, das Stück zu entsorgen, dass sie ihn aufwendig restaurieren ließ. "Seitdem ziert er jedes Jahr wieder Weihnachten", teilte Fehrenbach mit, übergab den Nussknacker als Leihgabe.

Thomas Kübler (57, l.) und die wissenschaftliche Kuratorin Sylvia Drebinger-Pieper (37) hängen das Gemälde auf, das die Villa Thümmel zeigt.
Thomas Kübler (57, l.) und die wissenschaftliche Kuratorin Sylvia Drebinger-Pieper (37) hängen das Gemälde auf, das die Villa Thümmel zeigt.  © Steffen Füssel
Dieser seltene Nussknacker aus dem Jahr 1965 ging im Hochwasser unter, wurde aufwendig saniert und erfreut seine Besitzer noch heute.
Dieser seltene Nussknacker aus dem Jahr 1965 ging im Hochwasser unter, wurde aufwendig saniert und erfreut seine Besitzer noch heute.  © Steffen Füssel

Die Ausstellung "Neun Meter Vierzig. Die Jahrhundertflut in Dresden 2002" öffnet am Mittwoch

Die wissenschaftliche Kuratorin Sylvia Drebinger-Pieper (37) mit Kameras, die noch mit dem originalen Hochwasser-Schlamm verschmutzt sind.
Die wissenschaftliche Kuratorin Sylvia Drebinger-Pieper (37) mit Kameras, die noch mit dem originalen Hochwasser-Schlamm verschmutzt sind.  © Steffen Füssel

Eine besondere Art der Auseinandersetzung mit der Flut zeigt das Gemälde von Christa Jänsch (80).

Sie malte das Haus ihrer Tante, in der sie auch viele schöne Stunden verbracht hatte: die Villa Thümmel an der Grenze zu Freital. Das Hochwasser der Weißeritz beschädigte das Haus stark.

Die fünf Meter hohe Sandstein-Mauer hatte nicht standgehalten, auch der halbe Garten wurde weggespült, wie Jänschs Bild eindrucksvoll zeigt.

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Zum Leidwesen auch vieler Fotografen war die Kamera-Werkstatt Gerd Hempels (†78) in Wachwitz im Hochwasser versunken - mitsamt zahlreichen (analogen) Apparaten. Einige bewahrte die Familie als Andenken auf - sie sind noch heute mit einer Schlammschicht überzogen.

Die Ausstellung "Neun Meter Vierzig. Die Jahrhundertflut in Dresden 2002" im Stadtarchiv öffnet kommenden Mittwoch, 17. August), Eintritt frei.

Titelfoto: Steffen Füssel

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