Hausbesuch in Dresdens Super-Kitas: Was haben sie zu bieten?
Dresden - Hoher Migrationsanteil, viele Eltern mit Hartz IV, Alarmmeldungen der Ärzte bei der Einschulungsuntersuchung: Dresden hat etwa 26 Kitas mit "besonderen Belastungsfaktoren". Seit 2019 werden die 13 am stärksten betroffenen Kitas besonders gefördert.

So wurde in diesen Einrichtungen der gesetzlich vorgeschriebene Betreuungsschlüssel verdoppelt. Normal betreut eine Kita-Erzieherin 15 Kinder. Zudem wurde das Budget pro Kind und Jahr um 150 Euro aufgestockt. Eine wissenschaftliche Beratung hilft, die Kita-Leiterinnen haben Hochschulabschluss.
Die zusätzlichen Stellen werden zum einen in weitere (Natur-)Pädagogen und Erzieher investiert. Zudem werden Ergo- und Physiotherapeuten eingestellt. Es gibt Dolmetscher und Zugang zur Musikschule.
Sieben Millionen Euro kostet das jährlich. Obendrauf kommen drei Millionen unter anderem für eine Evaluation (wissenschaftliche Auswertung). "Wir stehen bundesweit im Fokus. Unser Ziel ist es, zu schauen, was aus den Kindern wird, verbessern sich die Bildungs-Chancen nach der Grundschule", so die Strategie-Chefin im Kita-Eigenbetrieb, Sabine Grohmann.
Vor Ort werden dabei bereits Erfolge erzielt. "Wir haben ein Kind, das von zu Hause viele Probleme mitbrachte, sich vom Elternteil nicht trennen konnte, weil es sich gar nicht sicher war, ob dieses Elternteil wieder abholen darf", erzählt Nora Engert, Co-Chefin im "Prohliser Spatzennest".



Programm wird mindestens zwei Jahre fortgesetzt

Weil aktuell Personal vorhanden ist, kümmert sich ein Erzieher um die Ankunft des Kindes. Statt einer Stunde dauert die Trennung von den Eltern so nur noch zehn Minuten. Ein anderes Kind wird in den kommenden Schulwochen noch begleitet.
"Wir haben jeden Ablauf infrage gestellt, uns neu erfunden. Kinder, die keinen Mittagsschlaf machen können, weil das zu Hause nicht vorgelebt wird, die müssen nicht", so Frau Engert weiter. Physiotherapeuten kümmern sich um Bewegungsprobleme, neue Mitarbeiter sprechen Farsi, Arabisch, Russisch.
"Wir lernen Kindern, wie sie mit Büchern umgehen sollen, dass man die eben nicht zerstört. Wir bieten Schwimmkurse an, weil viele Eltern sich das nicht leisten können, wir besuchen die großen Museen der Stadt", so Christina Lauenstein von der benachbarten Kita an der Finsterwalder Straße.
Das Programm wird mindestens zwei Jahre fortgesetzt, es kann im neuen Doppelhaushalt verankert werden.
Titelfoto: Norbert Neumann