Hier wird's für Autofahrer bald richtig eng! Bautzner Straße kriegt Radspuren auf Fahrbahn

Dresden - Dieses Vorhaben birgt Stau-Gefahr! Ab Oktober dürfen sich Radler auf der Bautzner Straße über eine exklusive Fahrspur freuen.

Auf diesem Abschnitt der Bautzner Straße müssen sich Autos, Busse und Straßenbahnen bald eine Spur je Fahrrichtung teilen.
Auf diesem Abschnitt der Bautzner Straße müssen sich Autos, Busse und Straßenbahnen bald eine Spur je Fahrrichtung teilen.  © Eric Münch

Um das zu ermöglichen, möchte Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) die Straßenbahn und den Autoverkehr nur noch auf einer gemeinsamen Spur fahren lassen.

Demnach wird auf einem Abschnitt zwischen Brockhaus- und Schillerstraße (circa 650 Meter) in beide Fahrtrichtungen jeweils eine Autospur zu einer drei Meter breiten Fahrradtrasse umgewidmet.

Nach Auftragung weißer Markierungen durch das Straßen- und Tiefbauamt läuft der dichte Autoverkehr (22.000 Fahrzeuge/Tag) dann nur noch auf den beiden mittleren Spuren. Also dort, wo dann auch Busse fahren und die Gleise für die Straßenbahnen verlaufen.

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Die Verwaltung begründet die Maßnahme mit einem Vorhaben aus dem Radverkehrskonzept. Das soll vor Ort "die Angebotsqualität und -sicherheit für den Radverkehr maßgeblich verbessern".

Radfahrer sollen hier ab Herbst eine eigene Spur mit der Breite von fast drei Metern bekommen.
Radfahrer sollen hier ab Herbst eine eigene Spur mit der Breite von fast drei Metern bekommen.  © Kristin Schmidt

Eine eigene Fahrradspur auf der Bautzner Straße: Die Reaktionen sind gespalten

Für Torsten Nitzsche (47, Freie Wähler) ist der bereits bestehende kombinierte Fuß- und Radweg vollkommen ausreichend.
Für Torsten Nitzsche (47, Freie Wähler) ist der bereits bestehende kombinierte Fuß- und Radweg vollkommen ausreichend.  © Steffen Füssel

Wegen der örtlichen Verkehrsbelastung seien Fahrradstreifen mit einer Mindestbreite von zwei Metern erforderlich, erklärte das Rathaus auf Anfrage.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Dresden (ADFC) begrüßte den Vorstoß. Vorstandsmitglied Nils Larsen (39): "Damit erhält der Abschnitt endlich Radverkehrsanlagen, die dem Stand der Technik im Straßenbau entsprechen."

Indes schütteln Vertreter der Industrie- und Handelskammer und Stadträte ob der Entscheidung den Kopf. Die FDP hat bereits Widerstand gegen das Vorhaben angekündigt.

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Torsten Nitzsche (47), Verkehrsexperte bei den Freien Wählern, kommentiert: "Der bereits bestehende kombinierte Rad- und Fußweg ist die bessere Variante. Nun werden hier trotz besseren Wissens ideologische Maßnahmen umgesetzt."

Nils Larsen (39) vom ADFC begrüßt die Maßnahme des Rathauses.
Nils Larsen (39) vom ADFC begrüßt die Maßnahme des Rathauses.  © Norbert Neumann

Kommentar von TAG24-Redakteur Lennart Zielke: Das Chaos ist absehbar!

TAG24-Redakteur Lennart Zielke.
TAG24-Redakteur Lennart Zielke.  © Eric Münch

Der Kampf um den Straßenraum erreicht in Dresden eine neue Eskalationsstufe. Die für den Herbst geplante Umwidmung von Fahrspuren zugunsten von Radfahrern auf der Bautzner Straße sorgt schon jetzt für heftige Diskussionen.

Zwischen Brockhaus- und Schillerstraße sollen beidseitig knapp drei Meter breite Radfahrstreifen entstehen. Ist diese Maßnahme unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer noch verhältnismäßig?

Nein. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum Radfahrer eine Spur für sich bekommen sollen, während sich ÖPNV, Privat- und Wirtschaftsverkehr (Handwerker, Pflegedienste, Lieferanten) eine einzige Spur teilen müssen.

Kritiker argumentieren zu Recht, dass der bereits vorhandene kombinierte Fuß- und Radweg mit wenig Aufwand verbessert werden könnte. Statt von dieser Option und der Beschleunigung des ÖPNV Gebrauch zu machen, werden nun die Fahrspuren für Autos geopfert.

Das führt absehbar zu Verkehrs-Chaos. Davon besonders betroffen sind die Anwohner aus Bühlau und dem Schönfelder Hochland. Für sie ist die Bautzner Straße nebst Blauem Wunder die einzige Verbindung in die Innenstadt.

Die Schaffung sicherer Radwege ist grundsätzlich zu begrüßen, doch sie darf nicht auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer gehen. Eine Verkehrsplanung, die die Bedürfnisse aller berücksichtigt, ist dringend erforderlich.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Kristin Schmidt

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