Dresden - Eine der letzten prominenten Baulücken in der Neustadt verschwindet. An der Bautzner/Ecke Pulsnitzer Straße, wo man jahrelang Riesen-Graffiti an einer Hausfassade bestaunen konnte, laufen Bauarbeiten für einen Neubau. Anwohner und Stadtpolitiker kritisieren, dass kaum etwas zum Projekt bekannt ist.
Wo viele Jahre ein Parkplatz war, schaufelt jetzt ein Bagger Sand aus einer metertiefen Grube. Arbeiter wuseln zwischen Baufeld und Containern an der gesperrten Pulsnitzer Straße umher, doch ein Bauschild sucht man vergebens.
"Wir wissen gar nichts", ärgert sich ein Anwohner, der seinen Balkon wegen des Lärms nun nicht mehr nutzt.
Vor Ort tätig ist "Steinerle Bau" im Auftrag von "pohl + pohl. architekten". "Wir geben keine Auskünfte", sagt der Bauträger.
Die SPD-Fraktion wollte sich bei der Stadtverwaltung erkundigen. Nach mehreren Wochen gab Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) einige wenige Informationen bekannt.
Bauvorhaben an der Bautzner/Ecke Pulsnitzer Straße: Stadträte üben Kritik
Daraus geht hervor, dass ein sechs- bis siebengeschossiger Bau in weißer Optik geplant ist. Nach TAG24-Informationen soll ein Mehrfamilienhaus mit 34 Wohnungen und Tiefgarage (17 Plätze) entstehen.
Erste Planungen reichen bis ins Jahr 2012 zurück, zwischenzeitlich gab es wegen der Ablehnung des Vorhabens im Jahr 2017 einen Gerichtsprozess. Nach Änderung der Planungen erteilte die Verwaltung im April schließlich eine Baugenehmigung.
"Transparenz und Bürgerbeteiligung sehen anders aus. Wenn ein Bauprojekt dieser Größe entsteht, braucht es auch eine angemessene Kommunikation. Diese Geheimniskrämerei ist ein Armutszeugnis", kritisiert SPD-Stadträtin Julia Hartl (39). "Anwohner und Stadtbezirksbeirat gewinnen den Eindruck, dass hier im Geheimen wieder mal eine Ecke der Neustadt zugebaut wird."
Für Parteigenosse Stefan Engel (32) wirft der Entwurf zudem erhebliche städtebauliche Fragen auf. "Diese Planung fügt sich nicht sinnvoll in die Neustadt ein. Das Grundstück wird maximal verwertet, auf die Nachbarbebauung wird keine Rücksicht genommen. Ich habe auch große Zweifel, ob die Gestaltung der Fassaden eine angemessene Qualität haben wird."
Bauliche Lückenschlüsse seien sinnvoll, brauchten aber auch eine angemessene Qualität und Dichte.