Mahnmal-Eklat in Dresden: So ging das Rathaus tatsächlich vor!

Dresden - Der Mahnmal-Eklat auf dem Altmarkt: Nachdem das Rathaus nach (zu) langem Schweigen eine Erklärung veröffentlicht hatte, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet, nimmt die Kritik an OB Dirk Hilbert (52, FDP) weiter zu. Auch um die transportable Gedenk-Stele, deren Inschrift das Rathaus still und leise verändert hat, gibt es jetzt Streit.

Täglich nimmt die Zahl an Blumen und Gedenkkerzen an der Steinbank auf dem Altmarkt zu.
Täglich nimmt die Zahl an Blumen und Gedenkkerzen an der Steinbank auf dem Altmarkt zu.  © Steffen Füssel

Zwar hatte es im Februar 2019 einen Stadtratsbeschluss gegeben, der Hilbert zu einer Gestaltung der Erinnerungsstelle am Altmarkt legitimierte. Doch Ungereimtheiten zum Beschluss und Zeitpunkt der Gedenkinschrift-Entfernung konnte das Rathaus bislang nicht ausräumen.

SPD-Fraktions-Chefin Dana Frohwieser (46) spricht von einem "Informationsdesaster" und "absoluten Chaos an Hilberts Stadtspitze, bei der die rechte Hand nicht weiß, was die linke macht".

Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Mario Schmidt (48), nennt es "unfassbar", wie die Verwaltung mit der Umgestaltung der Gedenkstätte umgegangen ist.

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Dabei geht es auch um die Stele, die am 13. Februar 2020 ergänzend zu den Inschriften am Boden (noch da) und Steinbank (entfernt) aufgestellt worden war.

Spricht von "absolutem Chaos an der Stadtspitze": SPD-Fraktions-Chefin Dana Frohwieser (46).
Spricht von "absolutem Chaos an der Stadtspitze": SPD-Fraktions-Chefin Dana Frohwieser (46).  © Eric Münch

Text der Stele heimlich verändert

Die transportable Stele am Tag ihrer Einweihung am 13. Februar 2020. Im vergangenen Jahr wurde sie beschädigt, soll mit verändertem Text nächste Woche wieder aufgestellt werden.
Die transportable Stele am Tag ihrer Einweihung am 13. Februar 2020. Im vergangenen Jahr wurde sie beschädigt, soll mit verändertem Text nächste Woche wieder aufgestellt werden.  © Jürgen Männel/jmfoto

Nachdem diese Stele im vergangenen Jahr bei Bauarbeiten beschädigt wurde, erneuerte sie das Rathaus - änderte dabei durch Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke) aber auch den Stelen-Text.

Ergänzt wurden etwa folgende Sätze: "Am 13. Februar wird der Opfer der Bombardierung infolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges und der Millionen Toten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Dresden ist sich der historischen Verantwortung für diese Menschheitsverbrechen bewusst."

Schmidt kritisiert diesen Alleingang der Verwaltung, hält die neue Inschrift für demokratisch nicht legitimiert.

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Er fordert den OB auf, die Stele (soll nächste Woche wieder aufgebaut werden) zunächst nur mit dem entfernten Steinbank-Text zu versehen.

Die Kritik an OB Dirk Hilbert (52, FDP) nimmt weiter zu.
Die Kritik an OB Dirk Hilbert (52, FDP) nimmt weiter zu.  © Holm Helis

FDP-Stadtrat Holger Hase (47) findet es zudem fraglich, ob eine "Teilzeit-Stele", die bei Bedarf für großflächige Veranstaltungen auf dem Altmarkt abmontiert werden kann (wie etwa auch während des Striezelmarktes), einem würdigen Gedenken überhaupt gerecht werden könne.

Titelfoto: Steffen Füssel

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