Manche wollten sie nur, um die Ausgangssperre zu umgehen: Die Pandemie-Verlierer auf vier Beinen

Freital - Ein Ende der Pandemie ist absehbar, die Zeiten von Lockdowns vorüber. Und doch bleiben Corona-Verlierer zurück. So beschafften sich viele Sachsen ein Haustier, für das sie jetzt keine Verwendung mehr haben...

Das Freitaler Tierheim erhielt Anfragen von Leuten, die sich einen Hund besorgen wollten, um die Corona-Ausgangssperren zu umgehen.
Das Freitaler Tierheim erhielt Anfragen von Leuten, die sich einen Hund besorgen wollten, um die Corona-Ausgangssperren zu umgehen.  © Eric Münch

Anja Witzmann (38) ist die Chefin des Tierheims in Freital. Die vom "Tierschutzverein Freital und Umgebung" betriebene Stätte beherbergt rund 80 Gäste, darunter viele Kaninchen und Meerschweinchen.

"Kleintiere sind die Verlierer der Pandemie", sagt sie. "Es gibt zurzeit wieder etliche Abgabe-Anfragen für junge Tiere. Meist von Besitzern, die plötzlich allergisch geworden sind."

Anja Witzmann vermutet, dass die Allergie häufig als Ausrede genutzt wird. "Als die Pandemie vor zwei Jahren losging, wollten viele Menschen ein Tier. Eine Mutter suchte einen Hund oder Katze für ihr Kind, da es sich langweile", erinnert sich die Tierpflegerin.

Dresden: Blaues Wunder: Radspuren sind weg, doch jetzt herrscht Absturzgefahr!
Dresden Lokal Blaues Wunder: Radspuren sind weg, doch jetzt herrscht Absturzgefahr!

"Andere gaben sogar offen zu, dass sie einen Hund brauchen, um die Ausgangssperre zu umgehen." Natürlich lehnte das Tierheim solche Anfragen ab.

Tierheimleiterin Anja Witzmann (38) mit Kaninchen Moritz (2): Vor allem Kleintiere werden vermehrt abgegeben.
Tierheimleiterin Anja Witzmann (38) mit Kaninchen Moritz (2): Vor allem Kleintiere werden vermehrt abgegeben.  © Eric Münch

Klopfende Kaninchen störten Nachbarn

Auch Lina (3) ist ein Pandemie-Verlierer. Tierheim-Mitarbeiter René Bartsch (47) geht mit dem Labrador-Mix Gassi.
Auch Lina (3) ist ein Pandemie-Verlierer. Tierheim-Mitarbeiter René Bartsch (47) geht mit dem Labrador-Mix Gassi.  © Eric Münch

Doch vor allem über eBay-Kleinanzeigen florierte der unkomplizierte Tierhandel. Folge: "Jetzt, wo die Leute wieder mehr rausgehen, nicht mehr in Kurzarbeit sind, merken viele, dass sie überfordert mit ihrem Haustier sind. Der Aufwand für Pflege, Futter und Kosten wird oft unterschätzt. Oder sie haben schlicht kein Interesse mehr."

Auch Labrador-Mix "Lina" (3) wurde von einer Familie mit Kindern während der Pandemie übers Internet gekauft, landete dann aber im Tierheim. Aufgrund schlechter Vorerfahrungen war er gar nicht geeignet als Familienhund.

"Das ist ja auch für den Hund eine Katastrophe", sagt Anja Witzmann. So was passiere bei der Vermittlung im Tierheim nicht.

Dresden: Grimme-Preis für Disney-Serie aus Dresden!
Dresden Lokal Grimme-Preis für Disney-Serie aus Dresden!

Die Pfleger prüfen, ob Haustier und Herrchen zusammenpassen, die wohnliche Situation stimmt. Die Kaninchen "Max" und "Moritz" (beide 2) wurden etwa abgegeben, weil ihr Klopfen die Nachbarn störte.

Wer sich nach guter Überlegung für ein Haustier interessiert, kann in Freital einen Termin vereinbaren: Tel. 03516413222.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

Mehr zum Thema Dresden Lokal: