Mit einer Rollstuhlfahrerin auf Testtour: Wie barrierefrei ist die Dresdner Altstadt?

Dresden - Nicht nur der Dresdner ÖPNV hat in Sachen Barrierefreiheit seine Tücken. Auch zahlreiche Plätze müssen nachrüsten. Doch das merkt man erst, wenn man selbst betroffen ist. Deshalb habe ich, TAG24-Reporterin Jacqueline Grünberger, mich mit Kati Stephan (47) getroffen. Sie hat Spinale Muskelatrophie, Muskelschwund, und ist auf einen Elektrorollstuhl angewiesen.

Anders als hier gestaltet sich gerade bei älteren Straßenbahnmodellen der Einstieg schwierig.
Anders als hier gestaltet sich gerade bei älteren Straßenbahnmodellen der Einstieg schwierig.  © Norbert Neumann

Gemeinsam mit ihr habe ich in einem Aktivrollstuhl die Innenstadt getestet. Schnell wird klar: Dresden ist schön, aber viele Rollis haben nichts davon.

Schon eine Straßenbahnfahrt ab der "Wallstraße" ist schwierig: "Oft sind wir auf Hilfe angewiesen. Einige Fahrer geben einem das Gefühl, man sei eine Last", erzählt Kati frustriert.

Am Kristallpalast die nächste Hürde: eine steile Rampe. "Normalerweise haben Rollstuhlfahrer nicht so viel Kraft, dass sie das bewältigen", betont die Dresdnerin.

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Auf der Prager Straße rollt es sich gut, doch vor den meisten Geschäften ist Schluss: "Sobald die Schwellen höher als fünf Zentimeter sind, komme ich mit dem 170-Kilo-Rolli nicht rein."

Doch auch bei neueren Straßenmodellen ist man in einem Rollstuhl häufig auf Hilfe angewiesen. Hier zu sehen: Kati Stephans (47) Assistentin Martina, die mir, TAG24-Reporterin Jacqueline Grünberger (28), beim Einsteigen helfen muss.
Doch auch bei neueren Straßenmodellen ist man in einem Rollstuhl häufig auf Hilfe angewiesen. Hier zu sehen: Kati Stephans (47) Assistentin Martina, die mir, TAG24-Reporterin Jacqueline Grünberger (28), beim Einsteigen helfen muss.  © Norbert Neumann

Manche Passanten helfen bei Problemen, andere schauen weg

Auch ein Problem: Straßenbahnschienen mit dem Rollstuhl überwinden.
Auch ein Problem: Straßenbahnschienen mit dem Rollstuhl überwinden.  © Norbert Neumann

Auch die Altmarkt-Galerie birgt Hürden: "Vieles ist schon barrierefrei, doch in den Geschäften bleibt man an den Kleiderständern hängen."

Brenzlig wird es an der Station "Prager Straße", da gibt es keinen abgesenkten Bordstein. Ich bleibe hängen, Autos rasen vorbei. Unterstützung? Fehlanzeige: "Einige helfen, meist Jüngere", so Kati. Viele schauten aber nur verstohlen "und urteilen".

Ein oft genanntes Argument gegen Barrierefreiheit: Denkmalschutz. Doch an der "Brühlschen Terrasse" versteckt sich seit Jahren ein Fahrstuhl. Das Problem: Viele, die darauf angewiesen sind, wissen davon nichts.

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Katis Fazit: "Die Innenstadt ist schon ganz gut. Aber bei Geschäften und Straßenbahnstationen, besonders außerhalb, gibt's viel zu tun."

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann

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