Mittelalter-Dorf in der Friedrichstadt ausgegraben: Hier lebten die alten Dresdner
Dresden - Seit April laufen in Dresden die Ausgrabungen im Ostravorwerk. Doch die sieben Altertumsforscher finden bei ihren Arbeiten nicht nur Fliegerbomben - wie Anfang Oktober - sondern auch Hinweise auf eine 3000 Jahre alte Siedlung.
Eigentlich soll auf dem 33.000 Quadratmeter großen Gelände in der Friedrichstadt ein modernes Wohn- und Gewerbeviertel entstehen. Doch bevor die Bagger und Planierraupen das Gelände einebnen, machen sich Archäologen ans Werk.
"Das ist nicht nur Handarbeit, sondern die Funde müssen auch gereinigt und ordnungsgemäß archiviert werden", beschreibt Grabungsleiterin Susanne Schöne (47) das Vorgehen.
Ziel ist es, die Funde in einem digitalen Bodenarchiv für die interessierte Nachwelt zu sichern.
Deshalb wird den Forschern größte Sorgfalt abverlangt. Denn neben den Spuren aus kurfürstlicher Neuzeit, wo das Vorwerk der Versorgung Dresdens diente, finden sich auch Spuren einer slawischen Siedlung mit dem Namen 'Ostra' (um 1206) und eines Dorfes aus der späten Bronzezeit (1300 - 800 v. Chr.).
Darauf deuten Keramikscherben, Fundamente und auffällige Erdschichten an Orten hin, die früher vermutlich als Feuerstellen dienten.
Archäologen haben ihre Arbeit bald beendet
Auch erfahren die Archäologen mit Blick in den Boden einiges über die Lebensart und Kultur der Alteingesessenen, finden Überbleibsel von Figuren und Handspindeln. Nur in der alten Latrine gingen die Forscher leer aus.
"Zum ersten Mal überhaupt wurde im Dresdner Stadtgebiet ein mittelalterliches Dorf ausgegraben", erklärt Thomas Westphalen (65) vom Landesamt für Archäologie die Bedeutung der drei ausgewiesenen Fundstellen. Noch bis zum 12. Dezember sollen die Grabungen laufen.
Danach beginnen die Bauarbeiten für das Wohngebiet, welche bis 2026 andauern sollen.
Titelfoto: Fotomontage: Eric Münch