Wird der Abriss doch noch verhindert? Besitzer von DDR-Garagen schöpfen wieder Hoffnung
Dresden - Bleibt DDR-Garagenhöfen in Dresden der Abriss erspart? Hoffnung macht ein neues Votum aus dem Umweltausschuss - gegen die Pläne der Stadtverwaltung! Garagenhof-Verwalter Ingolf Tittel (66) vom Zschonergrund atmet schon mal auf.
"Sein" Garagenhof an der Zschonergrundstraße in Kemnitz (24 Garagen) ist einer von sechs Standorten im ganzen Stadtgebiet, wo das Rathaus mit Abrissbaggern anrücken will. Hintergrund ist der Ausbau der Chipindustrie im Dresdner Norden - als Ausgleich sollen aus Garagenhöfen Grünflächen werden.
"Das ist doch unverhältnismäßig", findet Garagenhof-Verwalter Ingolf Tittel. "Garagenhöfe aus DDR-Zeiten haben auch einen kulturellen Wert und müssen erhalten bleiben."
Trotzdem nahm die Verwaltung rund hundert Stellräume ins Fadenkreuz. Der Abriss dreier Garagenkomplexe wurde schon beschlossen, aber jetzt steht der Abriss von weiteren Komplexen in Dobritz, Loschwitz und Kemnitz (insgesamt 73 Garagen) auf der Kippe!
Die Vorlage fand keine Mehrheit im Umweltausschuss, nur Grüne, SPD und PVP-Fraktion votierten dafür.
Rathaus: Umnutzung von Garagenhöfen "aus umweltfachlicher Sicht" sinnvoll
"Die Stadt sollte lieber versuchen, bestehende Grünflächen zu erhalten, ehe sie den Leuten ihre Garagen wegnimmt", erklärte BSW-Stadtrat Maurice Devantier (46). "Der ökologische Nutzen wäre sehr gering bis überhaupt nicht vorhanden."
Zudem verschärfe der Wegfall von Garagen die Parkplatzsituation.
Grünen-Stadtrat Wolfgang Deppe (70) hält dagegen: "Mehr Grün würde allen Dresdnern dienen, der Erhalt von Garagen nur einigen wenigen."
Deppe ist mit seiner Meinung jetzt wohl in der Minderheit - und Verwalter Ingolf Tittel erst einmal erleichtert. "Wir freuen uns, besonders diejenigen, die ihre Garage mit Herzblut selbst gebaut haben." Letztlich entscheidet der Bauausschuss im Januar.
Das Rathaus hält auf TAG24-Anfrage auch daran fest, dass die Umnutzung von Garagenhöfen "aus umweltfachlicher Sicht" sinnvoll sei. Werden die Flächen nicht umfunktioniert, sei unklar, ob alternative Ausgleichsflächen gefunden werden können - die Suche danach werde "zunehmend schwieriger", warnt das Amt.
Trostloser Anblick
Ein Kommentar von Karoline Bernhardt
Ihr Anblick ist grau, trostlos, irgendwie aus der Zeit gefallen. Dafür haben Garagenhöfe aus DDR-Zeiten einen nostalgischen Wert. Mancher Dresdner hat seine Garage noch selbst mitgebaut und hängt entsprechend daran.
Ich halte trotzdem nichts vom Erhalt der Garagenhöfe. Zum einen aus ästhetischen Gründen: Was ist schön an Stein und Beton? Dresden wäre idyllischer ohne Garagenkomplexe. Jedenfalls, wenn stattdessen blühende Grünflächen angelegt werden.
Zum anderen gibt es kein Grundrecht auf private Dauerparkplätze im öffentlichen Raum, auch nicht gegen Pachtgebühren. Viele Pächter wohnen nicht mal im Umkreis und nutzen den Stellplatz für Oldtimer oder Hobbys. Davon hat die Allgemeinheit wenig.
Der Umweltausschuss hat jetzt aber entschieden, drei Garagenhöfe vor dem Abriss bewahren zu wollen. Wahrscheinlich fällt das Urteil im Bauausschuss ähnlich aus - Sieg für die Garagennutzer! Und Niederlage für alle, die sich mehr Stadtgrün wünschen.
Dass Stadtpolitiker Menschen Gehör geschenkt haben, die konkret vom Abriss betroffen wären - und auf dieser Grundlage geurteilt haben -, ist natürlich begrüßenswert. Ich finde aber: Schöner fürs Stadtbild und langfristig sinnvoller wäre eine andere Entscheidung.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Norbert Neumann

