Neue Computer-Simulation zeigt Flut-Gefahren! Dresdens Untergang jetzt in 3D

Dresden - Die letzte große Flut ist in Dresden zum Glück schon ein paar Jahre her. Trotzdem sind Hochwasser für Dresden immer eine Gefahr. Wie groß diese an welcher Stelle der Stadt ist, kann nun jeder mit einem neuen interaktiven 3D-Modell im Internet herausfinden.

Bei einem Pegel von 10,5 Metern sind große Teile Dresdens überflutet (blau).
Bei einem Pegel von 10,5 Metern sind große Teile Dresdens überflutet (blau).  © Stadt Dresden

Das zeigt unter anderem an, welche Flächen bei einem Elbe-Hochwasser mit Wasserständen von 4 bis 10,5 Metern am Pegel an der Augustusbrücke überschwemmt werden. Das ist zwar nicht ganz neu, doch gegenüber der bisherigen Darstellung mit einem Mausklick auf die Karte nun für jeden Ort die Wassertiefe, Fließgeschwindigkeit und Wasserspiegellage abgerufen werden.

Wer den im Programm möglichen Höchststand eingibt, erlebt Dresden als untergehende Stadt: Blaue Flächen von Ostragehege (Messe), Friedrichstadt, Altstadt bis zur Johannstadt und weiter - überall würden Gebäude teils mehrere Meter tief in den Fluten versinken.

Der Große Garten und das Hygienemuseum stünden unter Wasser, im Rudolf-Harbig-Stadion könnte bei einem Pegelstand von zwei Metern über dem Rasen nur noch Wasserball gespielt werden. Der Zwinger stünde bis zu drei Meter tief im Wasser, an der Brühlschen Terrasse würden die Fluten bis zum Moritz-Denkmal schwappen.

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Auch für weite Teile der Neustadt, Pieschen und des Hechtviertels hieße es Land unter. Auf dem Neustädter Markt bekäme der Goldene Reiter nasse Füße, auf der Königsbrücker stünde das Wasser fast bis zur Schauburg.

Einwohnern sollen Infos zur Vorbereitung auf ein Hochwasser gegeben werden

Für Umweltamt-Chef Wolfgang Socher ist das 3D-Modell ein wichtiger Beitrag zur privaten Hochwasservorsorge.
Für Umweltamt-Chef Wolfgang Socher ist das 3D-Modell ein wichtiger Beitrag zur privaten Hochwasservorsorge.  © Ove Landgraf

"Mit diesem verbesserten Informationsangebot leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur rechtlich gebotenen privaten Hochwasservorsorge, denn so gibt es eine zuverlässige und anwenderfreundliche Datenquelle", erklärt Umweltamtsleiter Wolfgang Socher.

"Wir wollen den Menschen in Dresden die Informationen an die Hand geben, die sie zur Vorbereitung auf ein Hochwasser benötigen."

Die Leiterin des Amtes für Geodaten und Kataster, Klara Töpfer, ergänzt: "Durch die dreidimensionale Darstellung können die Anwendenden ihr Haus in schematisierter Darstellung sozusagen auch von der Seite anschauen und gut sehen, bis zu welcher Höhe ein mögliches Hochwasser steigt."

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Das digitale 3D-Stadtmodell baut das Rathaus bereits seit 2005 auf. Es enthält die gesamte Stadtfläche mit über 300 Quadratkilometern, mehr als 100 Brücken und Bauwerke sowie die Gebäude in unterschiedlichen Detailgraden.

Zu finden ist das Modell unter: www.dresden.de/hochwasser-3d

Land unter: 2002 waren der Zwinger und weite Teile der Altstadt schon einmal überflutet.
Land unter: 2002 waren der Zwinger und weite Teile der Altstadt schon einmal überflutet.  © picture-alliance/dpa
Lässt man sich den höchsten Pegelstand anzeigen, steht der Goldene Reiter im Wasser.
Lässt man sich den höchsten Pegelstand anzeigen, steht der Goldene Reiter im Wasser.  © Stadt Dresden
Der kleine Park zwischen Brühlscher Terrasse und der Synagoge würde sich in einen mehrere Meter tiefen See verwandeln. Die Fluten würden bis zum Moritz-Monument an der Jungfernbastei steigen.
Der kleine Park zwischen Brühlscher Terrasse und der Synagoge würde sich in einen mehrere Meter tiefen See verwandeln. Die Fluten würden bis zum Moritz-Monument an der Jungfernbastei steigen.  © Ove Landgraf

Halbe Milliarde Euro für den Flutschutz

Das Flutschutztor am Ostra-Ufer hält einem Pegel von 9,24 Meter stand.
Das Flutschutztor am Ostra-Ufer hält einem Pegel von 9,24 Meter stand.  © Petra Hornig

Mehr als eine Milliarde Euro Schaden hat die Flut 2002 in Dresden verursacht. Damit sich das nicht wiederholt, wurde kräftig in den Hochwasserschutz investiert.

Allein bis Ende 2010 wurden durch die Stadt nach Angaben des Rathauses etwa 770 Maßnahmen für insgesamt rund 363 Millionen Euro realisiert. Weitere 122 Millionen Euro hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV) für den Flutschutz in Dresden investiert.

Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen beispielsweise die riesigen Flutschutztore auf der Weißeritzstraße und am Ostra-Ufer, die einem Pegel von 9,24 Metern standhalten.

In diesem Jahr konnte nach fast zehnjähriger Bauzeit auch der Hochwasserschutz an der Weißeritz fertiggestellt werden. Kosten: 37 Millionen Euro.

Andernorts sind die Arbeiten aber noch lange nicht abgeschlossen. Im Alt-Elbarm zwischen Tolkewitz und Zschieren, wo 2013 große Flächen überflutet wurden, will die Stadt beispielsweise die Salzburger Straße mit Stelzen höherlegen, um einen hochwassersicheren Evakuierungsweg zu schaffen.

Mit dem Klimawandel steigt die Flutgefahr

Das Niedrigwasser der vergangenen Jahre bedeutet nicht, dass es keine Elbe-Hochwasser mehr geben wird.
Das Niedrigwasser der vergangenen Jahre bedeutet nicht, dass es keine Elbe-Hochwasser mehr geben wird.  © dpa/Sebastian Kahnert
LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt.
LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt.  © Steffen Füssel

In den vergangenen Jahren sorgte vor allem zu wenig Wasser in der Elbe für Probleme. Ein Grund zur Entwarnung ist das aber nicht.

Wie Karin Bernhardt vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) auf TAG24-Nachfrage mitteilt, führe der Klimawandel zu einer Zunahme des Risikos für Extremereignisse:

"Aus den für Sachsen vorliegenden Daten ist eine Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkregen - räumlich sehr heterogen verteilt – bereits belegbar", sagt Bernhardt.

Für vergleichsweise kleinere Einzugsgebiete erhöhe sich somit auch das Risiko für Hochwasser. "Ob sich die Gefahr für Hochwasser in großen Einzugsgebieten wie der Elbe erhöht, wird aktuell durch die Bundesanstalt für Gewässerkunde untersucht."

Titelfoto: Bildmontage: Stadt Dresden, Ove Landgraf

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