Pacht-Streit in Sachsen! Kranke Jasmin bangt um ihr Pferde-Paradies

Dresden - Nach einer schlimmen Leidensgeschichte hat die schwerbehinderte Jasmin (16) am Wachwitzer Elbufer ihr kleines Fleckchen Paradies gefunden. Sie pflegt und reitet dort ihr Pferd "Koko", schöpft so neue Kraft. Doch die Pächterin kündigte das Grundstück - ein Schock für Jasmin und ihre Familie.

Für Jasmin ist das Reiten mit Koko Balsam für ihre Seele.
Für Jasmin ist das Reiten mit Koko Balsam für ihre Seele.  © Eric Münch

Jasmin leidet an Spastik und Epilepsie, ist geistig eingeschränkt. 2004 kam sie mit neun Monaten in ihre Pflegefamilie, wo sie Liebe und ein Zuhause fand. "Sie ist wie ein leibliches Kind für uns", sagt Pflegemutter Antje Graul (52), die mit ihrem Mann Kai-Marten (54) noch drei eigene Kinder hat. 

Als Jasmin acht Jahre alt wurde, ging ihr größter Traum in Erfüllung: Die Familie besorgte ihr nach einer Reittherapie das Tinker-Pony "Koko". Das bildete Jasmin selbst aus, lernte mit Koko reiten. 

"Darauf ist sie sehr stolz. Es ist auch wichtig für ihre Spastik und als psychischer Ausgleich", sagt die Pflegemutter.

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Seit 2014 erhielt die Familie am Elbufer ein öffentlich kaum zugängliches Weiden-Grundstück (rund ein Hektar) für ihre insgesamt drei Pferde. Das Areal (insgesamt fünf Hektar) gehört Carola V. (50), die es vom Energieversorger DREWAG gepachtet hat und die selbst Pferde darauf hält. 

"Für Jasmin ist das Grundstück unersetzbar, ein Seelenpflaster. Es ist wohnortnah und gleichzeitig abgelegen, bietet die Ruhe, die sie braucht, schützt vor Blicken. Das ist wichtig, da sie wegen ihrer Krankheiten sehr sensibel ist", erklärt Antje Graul. "Darum kommt leider auch kein Platz auf einem Pferdehof infrage."

DREWAG will kein "Schlichter" sein und die Fläche (vorerst) nicht an die Familie verpachten

Ein Fleckchen Erde als "Seelenpflaster": Antje Graul (52) mit Pflegetochter Jasmin (16) auf ihrem Areal an den Wachwitzer Elbwiesen, das sie verlassen müssen.
Ein Fleckchen Erde als "Seelenpflaster": Antje Graul (52) mit Pflegetochter Jasmin (16) auf ihrem Areal an den Wachwitzer Elbwiesen, das sie verlassen müssen.  © Eric Münch

Doch 2017 kündigte Carola V. der Familie plötzlich den wörtlich so benannten "Pachtvertrag" (Schreiben liegt TAG24 vor). 

Auf Anfrage bestreitet sie jedoch eine Unterverpachtung. "Ich habe der Familie das Grundstück für ihre Pferde zur Nutzung überlassen", sagt sie. Wichtig ist die Pacht-Frage, weil Carola V. die DREWAG über eine Unterverpachtung hätte informieren müssen (was nicht geschah). Und weil die Familie monatlich 200 Euro an sie zahlte, was im Vergleich mit durchschnittlichen Pachtpreisen (ein Hektar Grünland kostet 100 Euro im Jahr) sehr viel Geld ist. 

"Sie hat sich auf Kosten unseres Pflegekinds bereichert unter Duldung der DREWAG, die wir darüber informiert hatten", sagt Graul. "Letztlich mussten wir uns nach einer Räumungsklage auf einen gerichtlichen Vergleich mitten in der Corona-Zeit einlassen, da uns das Familien-Einkommen weggebrochen war." Ergebnis: Die Familie kann bis Jahresende kostenfrei bleiben, muss dann weg.

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Verzweifelt appellieren die Grauls jetzt an die DREWAG: "Bitte verpachten Sie die kleine Fläche an uns für Jasmin!" Das lehnt das kommunale Unternehmen bislang ab. Laut Sprecherin Gerlind Ostmann (54) habe man über das Nutzungsverhältnis "widersprüchliche Informationen" und aufgrund der Vorgeschichte erhebliche Zweifel, dass es bei einer Verpachtung der Teilfläche "zu einem Ende des Konfliktes kommen" würde und man künftig als "Schlichter" agieren müsse.

Immerhin: Um negative Auswirkungen für Jasmin zu vermeiden, wolle man jetzt jedoch in Abstimmung mit der Stadt versuchen, ein anderes Grundstück in unmittelbarer Nähe zu finden und Frau Graul zur Pacht anzubieten. 

Titelfoto: Eric Münch

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