Plakat-Aktion in Dresden: Neonazi-Vorwürfe gegen Veteranentag
Dresden - Was ist an Dresdens Bus- und Straßenbahnhaltestellen los? Statt Werbung prangen dort plötzlich Sätze wie: "Abhängen mit Nazipreppern? Nein zum Veteranentag".
Alles in Kürze
- Plakat-Aktion in Dresden gegen Veteranentag
- Gruppe nennt Veteranenverbände Brutstätte für Neonazis
- Fälschung von Bundeswehr-Plakaten an Militärstandorten
- Aktion richtet sich gegen rechte Tendenzen in der Bundeswehr
- Gruppe beruft sich auf Beschluss zur Rechtmäßigkeit von Adbusting

Verantwortlich für die Plakat-Aktion ist eine Gruppe, die sich selbst "Antimilitaristische Plakatguerilla Dresden" nennt. Wie sie in einer Pressemitteilung bekannt gab, wolle man damit ein Zeichen gegen den ersten nationalen Veteranentag am 15. Juni setzen.
Gut zehn Millionen Männer und Frauen haben bisher in der Bundeswehr gedient. Sie sollen mit dem Veteranentag offiziell gewürdigt werden. Sachsens Landtagspräsident Alexander Dierks (37, CDU) sagte dazu: "Die Bundeswehr sichert unsere Freiheit und den Frieden in Deutschland."
Die Dresdner Plakatguerilla sieht das anders: "Veteranenverbände sind eine Brut- und Sammelstelle bürgerkriegsgeiler Neonazis. Diese Strukturen gehören nicht geehrt, sondern gesellschaftlich geächtet", heißt es in der Mitteilung.
Die gefälschten Poster wurden so gestaltet, dass man sie auf den ersten Blick für offizielle Bundeswehr-Plakate halten könnte. Vor allem Werbevitrinen vor dem Militärhistorischen Museum, der Stauffenberg-Kaserne und dem Bundeswehr-Dienstleistungszentrum sind betroffen.
Adbusting an Dresdens Militärstandorten: Plakatguerilla sagt Nein zum Veteranentag

Das Militärhistorische Museum bietet anlässlich des Veteranentags Sonderführungen an. "Wir haben die Poster extra an Standorte mit Militärbezug gehängt. Das war unsere Gelegenheit, den Militärfans auf dem Weg zum Museum so richtig die Party zu versauen", begründet die Gruppe ihre Aktion.
Unter "Naziprepper" versteht die Plakatguerilla rechte Preppergruppen aus dem Umfeld der Bundeswehr und der Veteranenverbände.
Die Gruppe stützt sich damit auf reale Skandale: Dass Tausende Schuss Munition in den Beständen verschwinden konnten und rechte Chatgruppen jahrelang unbehelligt blieben, wirft bis heute Fragen auf. Auch der Fall Franco A. - ein Bundeswehroffizier mit rechtsradikaler Gesinnung - bleibt ein bitterer Beigeschmack im Image der Truppe.
Landtagspräsident Dierks hielt in der Ankündigung zum Ehrentag dagegen. "Wie wichtig der Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten ist, das führt uns jeden Tag der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine deutlich vor Augen", so der CDU-Politiker. "In Sachsen wissen wir aus eigener Erfahrung zudem die tatkräftige Hilfe der Bundeswehr etwa bei Hochwassern und Waldbränden zu schätzen."
Auf den Plakaten wurde das Bundeswehrlogo mit einem pinken Pfeil ergänzt und mit "Braunes Heer" beschriftet. Ein QR-Code führt zur Webseite des Jugendnetzwerks der Friedensgesellschaft DFG-VK. Dieses hatte die Poster entworfen.
In vielen Fällen gilt sogenanntes Adbusting, also das Austauschen von Plakaten, nicht als Straftat - zumindest, solange nichts beschädigt oder gestohlen wird. Die Gruppe beruft sich entsprechend auf einen Beschluss der Berliner Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 2020.
Titelfoto: Antimilitaristische Plakatguerilla Dresden