Politisch motivierte Straftat? Dresdner Polizei entfernt Bundeswehr-Fake-Plakate
Dresden - Mehrere City-Lights sind am Samstag in Dresden einer Guerilla-Aktion zum Opfer gefallen. Statt Werbung prangten dort plötzlich Sätze wie: "Abhängen mit Nazipreppern? Nein zum Veteranentag". Die Polizei hat reagiert und nun auch einen Zeugenaufruf gestartet.
Alles in Kürze
- Plakat-Aktion in Dresden gegen Veteranentag
- Gruppe nennt Veteranenverbände Brutstätte für Neonazis
- Fälschung von Bundeswehr-Plakaten an Militärstandorten
- Aktion richtet sich gegen rechte Tendenzen in der Bundeswehr
- Gruppe beruft sich auf Beschluss zur Rechtmäßigkeit von Adbusting

Nach bisherigem Ermittlungsstand haben die Täter vor allem Schaukästen an Haltestellen mit bundeswehrkritischen Botschaften versehen.
Die täuschend echt aussehenden Plakate - etwa zwei Dutzend - seien allesamt entfernt und als Beweismittel sichergestellt worden, erklärte die Dresdner Polizeidirektion. Man suche Zeugen (Tel. 0351/4832233), die Hinweise zu den Verantwortlichen geben können.
Es würden Ermittlungen wegen des Verdachts einer politisch motivierten Straftat laufen.
Zu der Aktion hat sich eine linke Antifa-Gruppe bekannt, die sich selbst "Antimilitaristische Plakatguerilla Dresden" nennt. Sie will ein Zeichen gegen den ersten nationalen Veteranentag am 15. Juni setzen, heißt es in einer Mitteilung.
"Adbusting" in Dresden: Plakatguerilla sagt Nein zum Veteranentag

Hintergrund des Veteranentags ist die offizielle Würdigung von gut zehn Millionen Männern und Frauen, die bisher der Bundeswehr gedient haben. Sie würde "Freiheit und Frieden in Deutschland sichern", sagte Sachsens Landtagspräsident Alexander Dierks (37, CDU).
Die Dresdner Plakatguerilla sieht das anders: "Veteranenverbände sind eine Brut- und Sammelstelle bürgerkriegsgeiler Neonazis. Diese Strukturen gehören nicht geehrt, sondern gesellschaftlich geächtet", so das Statement.
Auffällig bei den gefälschten Postern ist das Bundeswehr-Logo mit einem pinken Pfeil und die Beschriftung "Braunes Heer". Ein QR-Code führt zur Webseite des Jugendnetzwerks der Friedensgesellschaft DFG-VK, die offenbar für die Entwürfe der Fake-Werbung zuständig ist.
Sie soll beispielsweise auch vor dem Militärhistorischen Museum gehangen haben, wo es am Sonntag freien Eintritt gibt. "Das war unsere Gelegenheit, den Militärfans auf dem Weg zum Museum so richtig die Party zu versauen", schreiben die Aktivisten.
Unter "Naziprepper" versteht die Plakatguerilla rechte Preppergruppen aus dem Umfeld der Bundeswehr und der Veteranenverbände. Die Gruppe stützt sich damit auf reale Skandale: Dass Tausende Schuss Munition in den Beständen verschwinden konnten und rechte Chatgruppen jahrelang unbehelligt blieben, wirft bis heute Fragen auf.
Auch der Fall Franco A. - ein Bundeswehroffizier mit rechtsradikaler Gesinnung - bleibt ein bitterer Beigeschmack im Image der Truppe.
In vielen Fällen gilt sogenanntes "Adbusting", also das Austauschen von Plakaten, nicht als Straftat - zumindest, solange nichts beschädigt oder gestohlen wird. Die Gruppe beruft sich entsprechend auf einen Beschluss der Berliner Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 2020.
Erstmeldung vom 14. Juni, 19.17 Uhr. Letzte Aktualisierung am 15. Juni, 10.06 Uhr.
Titelfoto: Antimilitaristische Plakatguerilla Dresden