Dresdens prächtige Silhouette in Gefahr: Bizarrer Streit um den geplanten Speicher-Klotz

Dresden - Monatelang diskutierte Dresden über die Folgen einer vierspurigen Carolabrücke auf das Stadtbild. Nun rückt ein neues Streitobjekt in den Fokus lokaler Ästheten: der bis 2029 geplante Bau eines Wärmespeichers an der Nossener Brücke.

Der Zylinder würde in unmittelbarer Nähe zum Heizkraftwerk und der Nossener Brücke errichtet werden.
Der Zylinder würde in unmittelbarer Nähe zum Heizkraftwerk und der Nossener Brücke errichtet werden.  © PR/SachsenEnergie

Energieversorger SachsenEnergie plant dort ein 60 Meter hohes und 40 Meter breites zylinderförmiges Bauwerk, das bis zu 50.000 Kubikmeter heißes Wasser (115 Grad) speichern und ins Fernwärmesystem einspeisen soll.

Das Unternehmen hatte 26 Standorte geprüft – einzig der an der Nossener Brücke erwies sich als geeignet. Der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) lehnt die Pläne jedoch kategorisch ab.

"Das Gebäude wäre so hoch wie das Dresdner World Trade Center", warnt GHND-Chef Torsten Kulke (59).

Dresden: Herzstillstand auf Radtour: Patient sagt Klinikpersonal in Dresden Danke
Dresden Lokal Herzstillstand auf Radtour: Patient sagt Klinikpersonal in Dresden Danke

Er befürchtet negative Auswirkungen auf die Stadtsilhouette, etwa von den Sichtachsen aus Richtung Radebeul, Mobschatz oder Plauen. Ursprünglich waren sogar 80 Meter Höhe vorgesehen.

Ein Riesenklotz: So könnte der SachsenEnergie-Speicher einmal aussehen.
Ein Riesenklotz: So könnte der SachsenEnergie-Speicher einmal aussehen.  © Code UNIQUE Architekten (CUA)
Kritiker der Baupläne befürchten eine negative Beeinflussung der Stadtsilhouette, hier mit der Frauenkirche in der Bildmitte.
Kritiker der Baupläne befürchten eine negative Beeinflussung der Stadtsilhouette, hier mit der Frauenkirche in der Bildmitte.  © DPA
Das 2018 in Halle/Saale gebaute Exemplar kommt mit einer Höhe von 45 Metern aus, hat aber auch weniger Speichervolumen.
Das 2018 in Halle/Saale gebaute Exemplar kommt mit einer Höhe von 45 Metern aus, hat aber auch weniger Speichervolumen.  © https://www.topagrar.com / Bildquelle: Rudolph

Baupolitiker beschäftigen sich inzwischen mit dem Projekt

Fordert einen kleineren Bau: GHND-Chef Torsten Kulke (59).
Fordert einen kleineren Bau: GHND-Chef Torsten Kulke (59).  © imago images/ddbd

Für Kulke kann es nur nach unten gehen: "45 Meter wären für uns die absolute Schmerzgrenze."

Dass dies möglich sei, beweise ein Bau in Halle/Saale, der 2018 errichtet wurde. Auch Baupolitiker beschäftigen sich inzwischen mit dem Projekt. "Die SachsenEnergie sollte alle Möglichkeiten für eine geringere Höhe nutzen. Straffe Zeitpläne dürfen nicht dazu führen, dass unser Stadtbild unter die Räder kommt", sagte SPD-Stadtrat Stefan Engel (32).

Der Energieversorger erklärte, die Höhe sei notwendig, um die erforderliche Kapazität für das im Vergleich dreimal größere Dresdner Fernwärmenetz zu gewährleisten. Ein pauschaler Vergleich mit Halle sei unter anderem deshalb nicht möglich, betonte eine Sprecherin.

Dresden: Viel Lob für die parkplatzfreie Louisenstraße
Dresden Lokal Viel Lob für die parkplatzfreie Louisenstraße

Um die Folgen für das Stadtbild minimal zu halten, werde das Objekt von einem Architekturbüro entworfen und durch die Gestaltungskommission begleitet, hieß es weiter.

Titelfoto: Code UNIQUE Architekten (CUA)

Mehr zum Thema Dresden Lokal: