Sechs Dresdner Kitas vor dem Aus! Eltern und Erzieher entsetzt

Dresden - Einst galt Dresden als Deutschlands Geburtenhauptstadt. Doch seit 2017 kommen hier Jahr für Jahr weniger Kinder zur Welt. Deshalb möchte die Stadtverwaltung bis 2026 sechs Kitas schließen. Eine von ihnen ist die Tagesstätte "Jessener Straße 40". Dort kämpfen die Eltern der 120 Kinder um den Fortbestand ihrer Einrichtung.

Die Mamas Gina Rühle (32) und Vera Popp (39), mit Töchterchen Anna (2) und Sohn Valentino (9), wollen um den Fortbestand der Leubener Container-Kita kämpfen.
Die Mamas Gina Rühle (32) und Vera Popp (39), mit Töchterchen Anna (2) und Sohn Valentino (9), wollen um den Fortbestand der Leubener Container-Kita kämpfen.  © Thomas Türpe

Seit nunmehr zehn Jahren steht das Container-Ensemble. Partystimmung ob des Jubiläums mag jedoch nicht aufkommen.

"Im Februar kam von der Stadt die Nachricht, dass der Betrieb zum Schuljahr 2026/2027 eingestellt wird. Die Baugenehmigung wird nicht verlängert", erklärt Gina Rühle (32).

Die Mama bringt ihre beiden Töchter (3, 4) gerne an die Jessener Straße, kommt jeden Morgen aus Laubegast. "Das Team hier ist einfach klasse. Viele der Mitarbeiterinnen sind von Anfang an dabei, es herrscht ein familiäres Gefühl wie von zu Hause", so Rühle. "Die Betreuung ist top, das Personal hervorragend qualifiziert."

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Die elf Räume wurden von den 21 Mitarbeitern mit viel Herzblut eingerichtet, baulich ist die Kita in einem guten Zustand. Und auch der grüne Außenbereich und die Spielgeräte bieten vor dem Hintergrund der Leubener Platte viel Grund zur Freude.

Petition zum Fortbestand der Kita gestartet

Die Ausstattungen der Container-Kitas (hier Heinrich-Mann-Straße 32, Cossebaude) steht den "festen" Einrichtungen in nichts nach.
Die Ausstattungen der Container-Kitas (hier Heinrich-Mann-Straße 32, Cossebaude) steht den "festen" Einrichtungen in nichts nach.  © Thomas Türpe
Auch der Kita an der Finsterwalder Straße 2a (Prohlis) droht zum Schuljahr 2026/27 das Aus.
Auch der Kita an der Finsterwalder Straße 2a (Prohlis) droht zum Schuljahr 2026/27 das Aus.  © Thomas Türpe

"Manche Familien schicken vier oder sogar fünf Kinder in die Kita", ergänzt Zweifach-Mama Vera Popp (39) mit Blick auf den guten Ruf der Einrichtung.

Nun starteten sie und Mitstreiterin Rühle eine Petition. Das Ziel: den städtischen Eigenbetrieb Kindertagesstätten zum Umdenken bewegen, den Fortbestand der Kita sichern.

Rückläufige Geburtenzahlen könnten die Betreuung der Kinder verbessern, argumentieren beide. Das sei schließlich auch das Ziel der Landesregierung.

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Dabei ist die Jessener Straße nicht die einzige Einrichtung, der eine Schließung droht. Schluss sein soll auch in den Kitas an der Heinrich-Mann-Straße 32 und 34, der Vetschauer Straße 39, der Geisingstraße 25 und der Finsterwalder Straße 2a.

Antwort der Stadt bleibt aus

Eine Anfrage an Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (54, CDU) blieb unbeantwortet.
Eine Anfrage an Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (54, CDU) blieb unbeantwortet.  © Thomas Türpe

Was dann mit dem Personal und den Kindern passiert, bleibt zunächst offen.

Denn vom zuständigen Geschäftsbereich Bildung und Jugend, der unter die Verantwortung von Bürgermeister Jan Donhauser (54, CDU) fällt, war innerhalb von zwei Werktagen keine Stellungnahme zu erhalten.

Kitas in Dresden

Der städtische Träger verwaltet etwa 180 Kitas in Dresden.
Der städtische Träger verwaltet etwa 180 Kitas in Dresden.  © Thomas Türpe

Geht es um staatliche Kitas in Dresden, ist meistens der 2001 gegründete Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen zuständig.

Mit derzeit etwa 180 Kitas und über 4000 Mitarbeitern, davon etwa 3500 Betreuerinnen, ist er der größte Träger in der Stadt. Die Leitung des kommunalen Betriebs liegt seit Anbeginn in den Händen von Sabine Bibas (58).

Derzeit größte Herausforderung der Kitas ist die Eingliederung von Kindern aus Flüchtlingsfamilien und die Betreuung von Kindern mit Entwicklungsstörungen.

Zu Fragen des Personalbedarfs oder der Zahl der offenen Stellen hielt sich die Stadt in den vergangenen Monaten bedeckt.

Titelfoto: Montage: Thomas Türpe (2)

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