Dresden - Es soll vieles einfacher machen: Seit diesem Monat können Pass- und Personalausweis-Fotos nur noch digital eingereicht werden. Doch zum 1. Mai standen gerade mal drei Automaten in Dresdens Ämtern dafür bereit. Und für "zertifizierte Studios" wie Rico Wolfs (48) wird es umständlicher, teurer - und im Zweifel geschäftsgefährdend.
"Mein Opa hat den Krieg überstanden, mein Vater die Kommunisten. Ich muss nur diese Regierungen überleben", schüttelt er den Kopf.
In dritter Generation führt er das Fachgeschäft "Foto Wolf" am Weißen Hirsch. Kameras, Ausrüstung, digitale Restauration: In dem 85-jährigen Geschäft gibt es noch alles, was das Fotoherz bedarf. Ab Mai ist Wolfs Laden darüber hinaus "zertifiziert" - zwangsweise.
Denn zum Monatswechsel benötigt der Bürger ein digitales Passbild, um Pass und Co beantragen zu können. Das kann er entweder an einem Amtsautomaten selber knipsen. Oder er geht zum "zertifizierten" Fotografen, der die Bilder ans Amt übermittelt.
Die Neuregelung soll Manipulation verhindern und die Sicherheit erhöhen. Stand jetzt erhöht es vor allem Kopfschmerzen.
Dresdner Ämter haben aktuell keinen Zugriff auf Übertragungssoftware
"Für die teure Software musste ich mir einen neuen Rechner kaufen", sagt Wolf. Nach Vorschrift muss sich jeder seiner Mitarbeiter darin mit dem eigenen Perso anmelden - doch auch das Lesegerät dafür kostet.
Und der Software-Anbieter verdient an jeder Bild-Übertragung mit. Wolf sah sich deshalb gezwungen, seine Preise auf 20 Euro pro Passbild zu erhöhen. Am Amtsautomaten kosten die nur 6 Euro.
Wolf schluckt: "Wenn uns das wegfällt, fehlt das Geld für den Lohn eines ganzen Kollegen." Ein befreundeter Laden-Betreiber wolle schon aufgeben.
Doch nach TAG24-Informationen hat auch das Amt ein Problem: Laut Rathauskreisen haben die hiesigen Ämter aktuell kaum Zugriff auf die Übertragungssoftware.
Von den bisher angeschafften Fotoautomaten funktionieren nur noch drei, weil der Bund einzelne Lizenzen zurückzog. Für eine offizielle Stellungnahme war am Freitag aber keiner zu erreichen: Im Rathaus war Brückentag ...