Dresden - Zehn Jahre lang kippte Till Eulenspiegel oberhalb der Königsbrücker Straße weder zur einen noch zur anderen Seite, balancierte als Galionsfigur an der Fassade der Neustädter Bibliothek. Im September 2024 wurde die von Carsten Bürger (53) entworfene Plastik bei Bauarbeiten beschädigt, musste zurück ins Atelier des Dresdner Bildhauers. Repariert und farblich aufgewertet kehrte der 1,20 Meter große Trickser am Mittwoch zurück an die Bibo.

Nur 15 Kilogramm schwer, weil aus Kunstharz mit eingearbeiteten Glasfasermatten verfestigt, balanciert die Figur auf einer Metallstange. Genau diese wurde durch einen Lkw verbogen. Auch die Farbpigmente waren über die Jahre verblichen, sodass es doppelt sinnvoll war, die Figur zu überarbeiten.

Die vergangenen drei Monate hatte Carsten Bürger in seiner Werkstatt im Dresdner Industriegelände investiert, setzte sich im Zuge der handwerklichen Arbeiten auch gedanklich aufs Neue mit seinem Eulenspiegel auseinander: "Die Geste der Figur ist brutal zeitlos. Dieser Moment, in Balance zu bleiben, da ist ihr Funken."

Dass der Eulenspiegel mit der rechten Hand ablehnt und mit der linken Hand einfordert, sei "ein Spiegel der Zerrissenheit des Menschen", erklärt der Bildhauer den Ausgangsmoment für die Skulptur, die er als Student an der Burg Giebichenstein (Lern- und Spielmitteldesign) in Halle entworfen hat.

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Auf einer Ausstellung sah ein Bibo-Mitarbeiter die Figur und initiierte 2014 die dauerhafte Installation. Zurück an ihrem Platz zeigt sich Bürger zufrieden: "Die Figur hat insgesamt gewonnen, sieht viel vitaler aus, weil die farblichen Kontrastspiele endlich wieder aufgehen."

Auch in der Stadtbibliothek freut man sich: "Der balancierende Eulenspiegel über dem Eingang gehört ebenso zu uns wie unser Maskottchen, der Bibliotheks-Bär Knut. Beide sind von Bildhauer Carsten Bürger gefertigt. Nun sind wir wieder komplett", berichtet eine Sprecherin des Kulturamtes.