Spurensuche auf dem alten Robotron-Areal: Archäologen legen Weinkeller vom Palais Oppenheim frei
Dresden - Auf dem früheren Robotron-Areal soll ab 2025 ein Wohnpark entstehen. Bis November dürfen aber noch die Archäologen des Landesamtes ran. In den vergangenen Wochen brachten sie bereits Erstaunliches zutage, fanden jahrhundertealte Artefakte, gruben sogar den Weinkeller im Palais Oppenheim aus - inklusive historischer Flaschen.
Seit Juni läuft die Spurensuche im östlichen Teil des Robotron-Areals. Die Reise führt zurück bis ins Spätmittelalter im 15. und 16. Jahrhundert. So legten die Experten fünf Kellergruben und die Überreste eines Hauses aus dieser Zeit frei.
Die Gebäude waren Teil der damaligen Vorstadt, wo entlang des Kaitzbachs auch Felder bewirtschaftet wurden.
Mit der Belagerung im Siebenjährigen Krieg (ab 1756) brannte die Vorstadt nieder, ab dem 19. Jahrhundert wurden neue Häuser gebaut.
So auch das Palais Oppenheim, das ab 1845 von Gottfried Semper (1803-1879) im Stil der Neorenaissance für den Bankier Martin Wilhelm Oppenheim (1781-1863) errichtet wurde.
"Es wurde wenig später für die Familie Kaskel umgebaut und ein Weinkeller angelegt. Den haben wir gefunden", sagt Ausgrabungsleiterin Susanne Schöne (49).
Das Gelände kann besichtigt werden
"Wir fanden dort sogar noch Weinflaschen." Diese waren allerdings leer, entkorkt und das Etikett unlesbar. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadtviertel zerbombt, das Palais brannte aus, wovon auch durch Hitze deformierte Glasobjekte zeugen.
Die bislang ältesten Funde sind hochmittelalterliche Scherben aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Auch Porzellan- und Keramikteile, Ofenkacheln, Pfeifen und einen Tierzahn fand das neunköpfige Ausgrabungsteam. Die Funde werden gereinigt, kategorisiert und im Depot eingelagert.
Aber es gibt auch noch Rätsel. Mit zwei großen kreisrunden Strukturen, vermutlich im späten 19. Jahrhundert entstanden, können die Archäologen (noch) nichts anfangen.
Alle 525 Befunde, darunter auch das Palais mit Weinkeller, werden nun vermessen, fotografiert, dokumentiert. Danach muss die historische Substanz dem neuen Wohnpark weichen, wird abgetragen.
Wenn Ihr selbst einen (letzten) Blick darauf werden wollt: Am Sonntag bieten Archäologen von 10 bis 15 Uhr Führungen an, Eintritt frei.
Titelfoto: Holm Helis