Dresden - Der Wohnungsmarkt ist angespannt, gerade bezahlbarer Wohnraum wird dringend benötigt. Die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft (EWG, 8600 Wohnungen überwiegend in Dresden-Gorbitz) bietet frisch umgebaute und sanierte Mietwohnungen an, die auch für Geringverdiener und Senioren gedacht sind. Doch in der Praxis gibt es damit Probleme - die Genossen schlagen Alarm.
Da Neubau insbesondere für Genossenschaften zu teuer ist, setzen die Eisenbahner seit vergangenem Jahr auf den Umbau, sanieren ihre unattraktiven Plattenbau-Buden.
So werden aus den wenig beliebten DDR-Kleinstwohnungen (26 Quadratmeter) zeitgemäße Zwei- bis Vierraumwohnungen, wie etwa an der Hainbuchenstraße oder im kommenden Jahr an der Birkenstraße oder Harry-Dember-Straße (insgesamt 131 Wohnungen).
Auch der Umbau (meist mit Entkernung) ist aufwendig, kostet bis 2200 Euro pro Quadratmeter. Nur dank Fördermitteln des Freistaates (erstattet 60 Prozent) können die Genossen bei Neubezug günstige Mieten anbieten, die um acht Euro pro Quadratmeter liegen.
Das Problem: "Angebot und Nachfrage finden nicht zusammen", warnt EWG-Vorstand Michael Reichel (57). Denn einziehen - das ist Bedingung für den Fördermittel-Erhalt - dürfen nur Mieter, die einen Wohnungsberechtigungsschein (WBS) beim Sozialamt beantragen. Den erhalten nicht nur Bürgergeld-Empfänger, sondern auch Berufstätige mit geringem Einkommen.
Einkommensgrenzen seit Jahren nicht erhöht
"Das weckt jedoch Hemmungen. Viele Berechtigte wollen nicht gefühlt zum Sozialfall werden. Unsere Rentner-Generation schon gar nicht", erklärt EWG-Vorständin Antje Neelmeijer.
Außerdem seien die entsprechenden Einkommensgrenzen (Single-Haushalt: 16.800 Euro Netto-Jahreseinkommen) seit 2021 nicht erhöht worden. "Viele Geringverdiener und Senioren liegen darum über dieser Grenze, drohen auf der Strecke zu bleiben."
Vonovia ist von der Problematik nicht betroffen, da diese ihre 8500 Sozialwohnungen laut eines Sprechers auch ohne WBS anbieten können (da keine Freistaat-Fördermittel genutzt).
Das Rathaus ließ eine TAG24-Anfrage zunächst unbeantwortet. Die Genossen fordern Stadt und Freistaat jetzt auf, die Einkommensgrenzen zu erhöhen.