Wegen fehlender Seitenwände nicht spritzsicher: Neuer Ärger um Dresdens Haltestellen
Dresden - Neuer Ärger um Dresdens Haltestellen: Nachdem die Stationen des DVB-Liniennetzes wegen veränderter Werbeverträge flächendeckend umgebaut werden mussten, fehlt vielen Häuschen der seitliche Regenschutz.
Das Grau der neuen Unterstände soll schick und zeitlos wirken. Kritiker im Netz wittern dagegen einen Hauch von "Friedhofsatmosphäre": 2021 fasste eine Mehrheit aus CDU, Grünen, FDP und AfD den Beschluss zur Neuausschreibung der Außenwerberechte.
Die Entscheidung führte zum kompletten Ersatz der bisherigen rund 850 Fahrgasthäuschen durch Modelle des Anbieters Wall. Das alte DVB-Gelb verschwindet seitdem mehr und mehr aus dem Stadtbild.
Viele neue Haltepunkte verfügen jedoch über gar keinen oder keinen ausreichenden seitlichen Regenschutz.
Unterstände wie an der Anton-/Leipziger Straße, am Alten Schlachthof (beide Neustadt) oder an der Oschatzer Straße (Pieschen) bestehen lediglich aus Dach und gläserner Rückwand.
Gesetzliche Vorgaben und beengte Platzverhältnisse Grund dafür
Die Stadtverwaltung nennt dafür zwei Gründe: Zum einen seien wegen gesetzlicher Vorgaben und beengter Platzverhältnisse – etwa bei der vorgeschriebenen Durchgangsbreite für den Fahrgastwechsel – Seitenwände "in vereinzelten Fällen" nicht zulässig.
Zum anderen gebe es Lieferprobleme und Verzögerungen bei den Zulieferern von Stahl und Glas, sodass Scheiben bislang nicht wie vorgesehen montiert werden konnten. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage von SPD-Stadtrat Stefan Engel (33) hervor. Der Verkehrspolitiker sprach gegenüber TAG24 von einem "Trauerspiel": "Die neuen Fahrgastunterstände sind nicht alltagstauglich und die Umrüstung dauert ewig. Wall muss endlich seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen."
Die Ausstattung der DVB-Stationen war in der Vergangenheit immer wieder ein Thema. Von den 151 reinen Straßenbahn-Haltestellen ist bislang nur gut die Hälfte barrierefrei, der Umbau geht wegen der angespannten Haushaltslage nur langsam voran.
Zudem mussten die DVB ab 2023 für Gesamtkosten von 300.000 Euro rund 2000 Haltestellenschilder austauschen. Grund war eine geänderte Gesetzeslage auf Bundesebene.
Titelfoto: Eric Münch

